Westspiel Bieterverfahren

Mit dem nun gestarteten europaweiten Bieterverfahren ist der letzte Schritt für den Verkauf der vier Casinos von Westspiel eingeläutet. (Bildquelle: westspiel.de)

Seit mehr als zwei Jahren ist klar, dass die vier Casinos in NRW im Besitz des Bundeslandes privatisiert werden sollen. Allerdings zog sich der gesamte Prozess vom Entschluss zum Verkauf bis zur eröffneten europaweiten Ausschreibung vom 8. Mai 2018 bis zum 18. Dezember 2020 gehörig in die Länge. Nun jedoch kann es mit dem Bieterverfahren um Westspiel endlich losgehen und die potenziellen Interessenten bekommen einen Einblick in die geforderten Grundvoraussetzungen für den Kauf. Gauselmann, bekannt für seine Spielotheken und eigens produzierten Merkur Spielautomaten, gilt als Kandidat mit den wohl derzeit besten Karten, gefolgt von der Casinos Austria AG und Novomatic.

Gauselmann bestätigt grundsätzliches Interesse an Westspiel und dem Bieterverfahren

Seit dem 18. Dezember steht Westspiel nun offiziell zum Verkauf und kann über ein europaweites Bieterverfahren erworben werden. Hierzu finden Interessenten alle wichtigen Fakten und Vorgaben zu dieser Ausschreibung auf den Internetseiten des Bundeslandes NRW sowie der Europäischen Union. Potenzielle Käufer bekommen hier zudem beispielsweise ebenso einen genaueren Einblick in das Unternehmen selbst. So taxiert NRW, welches über die NRW Bank momentan noch Westspiel besitzt, den Wert der vier Casinos und des gesamten Konzerns über einen Zeitraum von 15 Jahren auf gut 4,7 Milliarden. Zudem wird auf den Gewinn in Höhe von 3,2 Millionen Euro verweisen, den Westspiel im letzten Jahr nach vielen Jahren tiefroter Zahlen endlich einmal vorweisen konnte. Genau hierin liegt jedoch auch der Knackpunkt, warum die Kaufsumme für Westspiel am Ende des Bieterverfahrens deutlich unter dem geschätzten Wert liegen wird. Die vier Casino in NRW waren nämlich über die letzten 10 Jahre zusammengenommen alles andere als rentabel, zumindest aus der Perspektive des Betreibers. Während sich nämlich das Landessäckel immer über einen hohen Betrag aus der Spielbankenabgabe freuen durfte, letztes Jahr allein 59 Millionen Euro, verblieb für den Betreiber unter dem Strich oftmals ein horrender Verlust in den Büchern stehen. 2015 waren es beispielsweise Minus 8,5 Millionen Euro, 2016 Minus 2,9 Millionen Euro, 2017 Minus 7,6 Millionen Euro und 2018 noch ein Minus von 3,8 Millionen Euro.

Diese enormen Verluste für den Betreiber in den letzten Jahren zusammen mit den Querelen rund um den Verkauf einiger Andy Warhol-Bilder für mehr als 150 Millionen Euro in 2014 sind die große Schattenseite von Westspiel. Schon damals musste der Glücksspielkonzern Kunst im Landesbesitz versteigern, um überhaupt über die Runden zu kommen. All dies wird sicherlich die Kaufsumme im Bieterverfahren um Westspiel drücken, genau wie die recht hohen Forderungen an den zukünftigen Besitzer und Lizenznehmer. Berücksichtigt werden beispielsweise nur Bewerber, die bereits wenigstens mindestens eine eigene Spielbank betreiben. Des Weiteren sind mindestens 20 Millionen Euro an Eigenkapital angesetzt. Vor allem ersterer Punkt dürfte das Feld der potenziellen Interessenten deutlich ausdünnen. Während Glücksspielkonzerne wie Gauselmann, Novomatic sowie die Casinos Austria AG als potenzielle Käufer selbst bereits große Casinos betreiben, trifft dies beispielsweise auf Tipico nicht zu. Der Buchmacher und Marktführer in Deutschland bei den Sportwetten wurde ebenfalls immer wieder als potenzieller Interessent in einem Bieterverfahren um Westspiel genannt. Die jetzt aufgestellten Forderungen würden allerdings einer alleinigen Übernahme der vier Casinos in NRW im Weg stehen, was jedoch nicht bedeutet, dass der Online Casino Betreiber ganz ohne Chancen auf den Zuschlag ist. Wie in der Vergangenheit oftmals zu sehen war, ist auch eine Kooperation zwischen verschiedenen Unternehmen keine Seltenheit, um gewisse unternehmerische Risiken zu minimieren. Bislang bestätigte von den drei großen Glücksspielkonzernen nur Gauselmann kurz nach der Eröffnung des Bieterverfahrens weiterhin großes Interesse an Westspiel zu besitzen.

Ob sich einer der drei großen Glücksspielkonzern aus dem deutschsprachigen Raum auf eine Kooperation mit Tipico einlassen würden, ist allerdings fraglich. Gauselmann, Novomatic und CASAG rangeln schon genug untereinander um Marktanteile und benötigen wohl kaum einen neuen Konkurrenten aus Online-Glücksspielbranche in ihrem ureigensten Geschäftsfeld. Vor diesem Hintergrund dürften deshalb Gauselmann und CASAG die besten Chancen haben, den Zuschlag im Bieterverfahren zu erhalten. Beide haben bereits unter Beweise gestellt, Gauselmann in Sachsen-Anhalt und CASAG in Niedersachsen, die Spielbanken eines ganzen Bundeslandes profitabel führen zu können.

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