Casag Übernahme abgeschossenWir hatten eigentlich alle gedacht, die Kugel wäre gerollt. Aber der Kessel scheint sich weiter zu drehen, wobei die involvierten Croupiers anscheinend auch ein schon stillstehendes Rad immer wieder von irgendwo her anschubsen wollen. Die österreichische Bundeswettbewerbsbehörde hatte damals den Einstieg von Novomatic bei den Casinos Austria mit der Aussage verhindert, dass diese keine marktbeherrschende Stellung erlangen dürfe. Danach wurde ein höchst erfahrener, internationaler Partner für die zum Verkauf stehenden Aktienpakete an Bord geholt. Die tschechischen Eigentümer Karel Komárek und Jiří Šmejc mit ihrer Sazka Group dürften auch ihre früheren Streitigkeiten mit dem Aktionär Novomatic beigelegt zu haben und man spürte durch die Neubesetzung wichtiger Managementposten bereits frischen Wind auf dem alten Schlepper Casinos Austria. Die Szaka Gruppe hat die Anteile von der Raiffeisen (LLI) und Uniqua Versicherung gekauft und würde damit auf insgesamt ca. 34% der Casag kommen.

Derzeit muss jedoch dieser Aktionärswechsel von den Behörden in den verschiedenen Ländern, in denen die Casinos Austria International mäßig erfolgreich aktiv ist, wie beispielsweise Australien, abgesegnet werden. Dieser Prozess dauert seine Zeit während in Österreich eine neue Regierungskoalition ausverhandelt wird. In der Zwischenzeit bringen sich in Österreich die Gegner dieses Deals in Stellung.

Das Ministerium macht sich wichtig – es hat jedoch keine Entscheidungsgewalt

Das Glücksspielgesetz in Österreich wurde jüngst Teil des Finanzmarkt-Geldwäschegesetz (FM-GWG), das wiederum auf Basis einer EU-Verordnung erweitert werden musste. Dabei wurde auch das Prozedere rund um den Erwerb von Anteilen an Lotterien- oder Kasino-Lizenz-Haltern neu geregelt. Man hat sich hier am Bankwesengesetz (BWG) orientiert, wo als Behörde die Finanzmarktaufsicht (FMA) als Entscheider in einem Verfahren das Sagen hat.

Im Bereich des Glücksspiels übernimmt diese Rolle nicht die FMA, sondern das Finanzministerium (BMF). Das BMF hat also als Behörde festzustellen, ob ein Casag-Käufer allen Erfordernissen eines fit&proper-Tests entspricht, oder nicht. Es handelt sich dabei also nicht um eine politische, sondern nur um eine rechtliche Entscheidung, ob alle Erfordernisse erfüllt sind. Das wird im Hintergrund von politischen Entscheidungsträgern gerne anders dargestellt und in den Medien auch so übernommen.

Die österreichische Tageszeitung Kurier schreibt sogar zur CASAG Übernahme

Die Chancen, dass die tschechischen Milliardäre größte Aktionäre werden, stehen 50 zu 50. Die neue Regierung hätte sehr gerne österreichische Investoren.

und die österreichische Kronenzeitung in ihrer Print Ausgabe

Dann wären die Casinos Austria de facto in ausländischen Händen. Auf der Strecke bliebe bei diesem Szenario die ÖBIB, die die Bundesanteile verwaltet. Verhindern könnte den Deal nur die Regierung bzw. der neue Finanzminister, dessen Zustimmung man im streng reglementierten Glücksspielmarkt braucht.

 

Dichand (Kronenzeitung), Soravia und Tojner als österreichische Lösung?

Die Dorotheum Habererpartie (alle drei sind an dem Auktionshaus beteiligt) rund um Dichand, Tojner und die Brüder Soravia wurde bereits vor dem Scheitern des alleinigen Einstiegs der Novomatic als Eigentümer als eine österreichische Lösung verkauft. Tojner hat extensive Glückspielerfahrung (Greentube, Casinos in den eigenen Hotels) während Soravia und Dichand wohl Finanzinvestoren wären. Allerdings wird den Dichands schon lange Interesse an Investitionen und Aktivitäten außerhalb des Medien-Kerngeschäfts nachgesagt. Die Kronenzeitung ist als Printprodukt  am absteigenden Ast und die Konstellation mit der deutschen WAZ Gruppe nicht unbedingt vorteilhaft für die alte Eigentümerfamilie.

Wer braucht eigentlich eine “österreichische Lösung”?

Es ist uns weiterhin rätselhaft, warum Glückspielunternehmen analog zu der Wasserversorgung oder eines funktionierenden Schienennetzes gesehen werden, die auf keinen Fall in böse, ausländische Hände gelangen sollen. Wobei dann dezent vergessen wird, dass wir uns in der EU befinden und ein tschechisches Unternehmen wirklich nicht mit dem Ausverkauf des Familiensilbers an unheimliche Chinesen gleichzusetzen ist.

Es geht wie immer darum, ineffiziente Monopolisten oder Quasi-Monopolisten zu schützen und den unzähligen Politiker Günstlingen gut dotierte Jobs in diesen Unternehmen zuzuschanzen.

Der Staat soll sich in Österreich und Deutschland endlich aus dem Glücksspiel zurückziehen. Eine einheitliche Regelung, freier Wettbewerb für jeden Lizenznehmer würden sowohl das Spieleangebot erhöhen, bessere Konditionen für Spieler bringen und den Spielerschutz im Endeffekt verbessern. Der Staat hat nur die Rahmenbedingungen zu setzen und soll sich dann zurückziehen und Steuern kassieren, die in einem freien Markt auf jeden fall höher wären als das was die Casinos Austria in den letzten Jahrzehnten abgeliefert hat.

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