Harald Neumann verdächtigt Sazka Gruppe

In einem Interview bestreitet Novomatic-Chef Harald Neumann alle Vorwürfe in der Causa Sidlo und verdächtig die Sazka Gruppe hinter der Anzeige zu stecken. (Bild von Devanath auf Pixabay)

Noch immer ist nicht bewiesen, wer tatsächlich hinter der anonymen Anzeige steckt, die zu Razzien bei Novomatic und der FPÖ in Zusammenhang mit der Bestellung Peter Sidlos in den Vorstand der CASAG geführt haben. Harald Neumann, der Novmatic-Chef, brachte nun mit der Sazka Gruppe einen neuen Verdächtigen ins Spiel. Laut seinen getätigten Aussagen in einem Interview mit dem „Kurier“ gäbe es den starken Verdacht, dass die Tschechen als Mehrheitseigentümer der Casinos Austria AG Informationen an die WKStA weiterleiteten. Dietmar Hoscher, der ehemalige Vorstandsdirektor der CASAG, hätte nach dieser Theorie somit nichts mit der anonymen Anzeige zu tun gehabt.

Gerangel um die Kontrolle über die CASAG soll der Grund für die Sazka Gruppe gewesen sein

Auf die klare Frage im Interview mit dem „Kurier“, wer den nun hinter der anonymen Anzeige stecken könnte, gab Novomatic-Chef Harald Neumann eine relative eindeutige Antwort. Seiner Meinung nach gibt es den starken Verdacht, dass die Sazka Gruppe Informationen anonym an die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft übermittelt hat. Nach dem Grund gefragt, warum diese den Stein ins Rollen gebracht haben könnte, verwies er auf das seit Jahren anhaltende Gerangel über die Kontrolle der CASAG. Die Sazka Gruppe würde gern die alleinige Kontrolle über die Casinos Austria AG übernehmen, da sie ein wichtiger Baustein in einem geplanten Börsengang wäre. Tatsächlich ist dies nichts Neues, immerhin hatten die Tschechen bereits frühzeitig offen über diese Pläne gesprochen. Da jedoch bislang die vollständige Kontrolle am Widerstand des Staates Österreich über die ÖBAG und an Novomatic scheiterte, wurde der geplante Börsengang auf unbestimmte Zeit verschoben.

Der Kampf im Vorstand und im Aufsichtsrat der CASAG – ein Rückblick

Schon bevor Novomatic und die Sazka Gruppe groß in die CASAG einstiegen, gab es einen erbitterten Kampf zwischen den beiden Schwergewichten der Glücksspielbranche. Der Staat Österreich war von Beginn an kein Freund von der Idee, dass womöglich ein ausländisches Unternehmen die Kontrolle über die Casinos Austria AG erhielte. Immerhin spült der österreichische Casino-Monopolist jedes Jahr Millionen Euro in den Staatshaushalt, wobei vor allem das Lottogeschäft die Cashcow darstellt. Doch genau hierüber wollte die Sazka Gruppe die Kontrolle erlangen. Mit einer „österreichischen Lösung“ sollte dies verhindert werden und Novomatic wollte die Mehrheit an der CASAG übernehmen, was jedoch am Urteil des Kartellgerichts sowie später noch einmal am Obersten Gerichtshof scheiterte. Novomatic hätte eine marktbeherrschende Stellung mit der Übernahme der Casinos Austria AG erlangt, lautete die Begründung. Hierdurch war nun der Weg frei für die Sazka Gruppe einzusteigen. Nach und nach gelang es den Tschechen sogar, ihre Anteile immer weiter auszubauen und zum Mehrheitseigentümer aufzusteigen.

Zum großen Eklat kam es schließlich bei der Hauptversammlung im Juni 2018. In einer filmreifen Aktion versuchte die Sazka Gruppe die Beteiligungsgesellschaft des Staates Österreich komplett aus dem Aufsichtsrat zu kegeln. Kein einziger Posten sollte mehr an Österreich vergeben werden, obwohl der Staat über die damals noch ÖBIB genannte Beteiligungsgesellschaft der zweit größte Anteilseigner der CASAG war. Obwohl dieser Affront ungeheuerlich anmutete, hätte dieser Coup tatsächlich gelingen können. Novomatic war nämlich eigentlich wegen einer Stimmrechtsbindung verpflichtet gewesen, die Sazka Gruppe zu unterstützen. Gemeinsam hätte beide Unternehmen die Mehrheit gehabt und somit Österreich aus dem Aufsichtsrat schmeißen können. Novomatic jedoch verweigerte die Gefolgschaft und schlug sich auf die Seite des Staates, was dem Konzern schlussendlich eine Klage vonseiten der Sazka Gruppe vor dem Schiedsgericht einbrachte. Novomatic erklärte damals, dass es sich nicht an die Stimmrechtsbindung gebunden fühlt, da die Neubestellung des Aufsichtsrates ohne Mitglieder des zweitgrößten Anteilseigners nicht zum Wohle der CASAG wäre. Das Schiedsgericht wird diese Frage klären müssen.

Weitere Details zu den internen Konflikten gab Novomatic-Chef Harald Neumann ebenfalls im Interview bekannt. So erklärte er, dass die Sazka Gruppe versucht hätte, vier Vorstandsposten, anstatt der bislang drei Stück, zu installieren. Die Sazka Gruppe hätte dann den Generaldirektor (CEO) sowie einen weiteren Vorstandsdirektor stellen wollen. Zugleich wollten die Tschechen noch ein Dirimierungsrecht verankern, welches dem CEO bei Stimmgleichheit innerhalb des Vorstands eine weitere Stimme eingeräumt hätte. Faktisch hätte die Sazka Gruppe somit die Kontrolle über die Casinos Austria AG erlangt.

Dietmar Hoscher oder Sazka?

Bevor nun Novomatic-Chef Harald Neumann den Verdacht aussprach, dass die Sazka Gruppe hinter der anonymen Anzeige stecken könnte, hatte bereits FPÖ-Politiker Norbert Hofer den ehemaligen CASAG-Vorstand Dietmar Hoscher indirekt ins Spiel gebracht. Allerdings wurde er für seine Aussagen im Sommergespräch im ORF sofort mit einer Klage vonseiten Dietmar Hoschers bedacht. Beide Theorien zu Hoscher und der Sazka Gruppe klingen plausibel, allerdings bedeutet dies eben nicht, dass die anonyme Anzeige tatsächlich von einer der beiden Parteien an die WKStA lanciert wurde. Dietmar Hoscher wird oftmals als die Graue Eminenz in Sachen Glücksspiel in Österreich gesehen und mit dem Verlust des Vorstandspostens innerhalb der CASAG verlor einen wichtigen Knotenpunkt innerhalb seines Netzes an Pöstchen. Zugleich ist er SPÖ-Politiker und saß für die Partei im National- sowie im Bundesrat. Vor dem Hintergrund, dass sich Österreich momentan im heißen Wahlkampf befindet, hätte hier ein Interesse daran vorliegen können, der FPÖ zu schaden. Andererseits könnte jedoch ebenso die FPÖ ein Interesse daran haben der SPÖ über Hoscher eins auszuwischen. Beide Parteien liebäugeln schließlich mit einer Regierungskoalition mit der ÖVP, die wohl als stärkste Kraft aus den Wahlen hervorgehen wird.

Die Sazka Gruppe hingegen möchte die Kontrolle über die CASAG erlangen, um ihren Börsengang vollziehen zu können. Dieser würde Milliarden Euro in die Kassen spülen und die weitere Expansion ermöglichen. Zudem könnte den Tschechen den Dolchstoß bei der Hauptversammlung der CASAG durch Novomatic noch schwer im Magen liegen und die anonyme Anzeige ein Art Vergeltung darstellen. Außerdem könnte ebenfalls noch das anstehende Verfahren vor dem Schiedsgericht eine Rolle spielen. Eine mögliche Kumpanei zwischen Novomatic und der FPÖ könnte hier durchaus enormen Einfluss auf den Ausgang haben. Würde das Schiedsgericht für die Sazka Gruppe urteilen, käme der Konzern zum einen der Kontrolle der CASAG einen großen Schritt näher. Zum anderen dürften sich die Schadensersatzzahlungen für Novomatic in solch einem Fall in exorbitanter Höhe bewegen. Zwei Fliegen mit einer Klappe wären somit geschlagen. Sollte der Hersteller der bekannten Novoline Spielautomaten jedoch Recht bekommen, könnten die Tschechen wohl endgültig ihre Pläne zur Kontrolle der Casinos Austria AG begraben und sich womöglich zurückziehen.

Novomatic-Chef Harald Neumann wehrt sich gegen die Vorwürfe aus der anonymen Anzeige

Ein weiterer Teil in dem Interview mit Novomatic-Chef Harald Neumann drehte sich um die Vorwürfe aus der anonymen Anzeige. Laut dieser soll Novomatic für die Bestellung des FPÖ-Politikes Peter Sidlo in den Vorstand der CASAG von dessen Partei diverse Gegenleistungen versprochen worden sein. Hierzu bezog Novomatic-Chef Harald Neumann Stellung, bei dem ebenso eine Hausdurchsuchung in diesem Zusammenhang stattfand. Er hält das ganze aufgebaute Szenario für unrealistisch. Zum einen wäre nicht abzusehen gewesen, wie die Wahlen im Jahr 2020 in Wien ausgegangenen und wie stark dann die FPÖ überhaupt gewesen wäre. Der Novoamtic-Chef bezog sich hier auf den Vorwurf, dass dem Konzern die Aufhebung des Verbots des „Kleinen Glücksspiels“ in der Stadt versprochen wurde. Zum anderen verwies er auf die eigenen Investitionen von Novomatic in Niederösterreich im Geschäftsbereich mit den Spielautomaten. Angeblich kämen bereits heute 60 Prozent der Kunden aus Wien. Das Ende des „Kleinen Glücksspiels“ in der Stadt würde die Investitionen in Niederösterreich in Gefahr bringen, so Harald Neumann.

In Bezug auf den Vorwurf, eine Online Casinos Lizenz für die Bestellung von Peter Sidlo zu erhalten, äußerte sich ebenfalls der Novomatic-Chef. Laut ihm gebe es einen verfassungsrechtlichen Vertrauensschutz für die CASAG noch bis 2027 das Monopol auf eine solche Konzession zu besitzen.

Angeblich gab es vonseiten Novomatics außer Peter Sidlo keinen Bewerber um den Vorstandsposten bei der CASAG

Im letzten interessanten Punkt im Interview ging Novomatic-Chef Harald Neumann auch auf die Bestellung von FPÖ-Politiker Peter Sidlo in den Vorstand der CASAG ein. Laut ihm kam dieser auf ihn zu und hatte ihn gebeten, seinen Lebenslauf an den Aufsichtsratspräsidenten Walter Rothensteiner weiterzuleiten. Ebenfalls soll der Personalberater Egon Zehnder, der Peter Sidlo für nicht ausreichend befähigt für den Vorstandsposten hielt, seine Berufung durchaus als vorstellbar betrachtet haben. Nämlich dann, nachdem er von Harald Neumann gefragt wurde, ob es ausreichend wäre, wenn Sidlo unterstützend für die neue Generaldirektorin Bettina Glatz-Kremsner fungieren würde. Laut Neumann soll Zehnder sich das habe vorstellen können.

Interessant ist weiterhin, warum Novomatic keinen eigenen Vertreter für den Vorstandsposten ins Rennen schickte und somit auf Peter Sidlo von der FPÖ zurückgriff. Ein an sich außergewöhnlicher Vorgang, erlangte doch hierdurch der Staat Österreich eine Zweidrittelmehrheit im Vorstand der CASAG, während der Spielautomatenhersteller selbst leer ausging. Laut dem Novomatic-Chef soll sich bei ihm kein anderer Manager auf die Stelle beworben haben, was ziemlich unglaubwürdig klingt, bei der großen Dichte an Führungspersönlichkeiten innerhalb des Glücksspielkonzerns. Zusätzlich vermeldete kurz darauf das Nachrichtenmagazin „Die Presse“, dass es sehr wohl einen Bewerber innerhalb von Novomatic gegeben haben soll, was diametral zu den Aussagen von Harald Neumann stehen würde. Wie diese unterschiedlichen Sachverhalte zu bewerten sind, werden wohl die nächsten Tage ans Licht bringen.

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