Novomatic BilanzIm ersten Teil unserer Analyse zur veröffentlichten Bilanz der Novomatic AG für das abgelaufene Geschäftsjahr 2017 beschäftigten wir uns mit den wichtigsten Kennzahlen wie Umsatz, EBITDA und Gewinn. Zudem verwiesen wir auf die momentanen Schwierigkeiten in verschiedenen Märkten, hier vor allem Deutschland, die trotz des Rekordumsatzes zu einem massiven Einbruch beim Gewinn führten. Im zweiten Teil werden wir nun die drei einzelnen Geschäftsbereiche der Novomatic AG unter die Lupe nehmen, sowie die Investitionen und die Entwicklung der Sparte rund um die Novoline Casinos. Ebenfalls haben wir einige Punkte in der Geschäftsbilanz entdeckt, die Aufschluss darüber geben könnten, wie die strategische Ausrichtung der Novomatic AG in den nächsten Jahren aussehen könnte.

Der Geschäftsbereich Gaming Technology der Novomatic AG

Dieser, der insgesamt drei Geschäftsbereiche der Novomatic AG, beinhaltet die Entwicklung und Produktion der beliebten Novoline Spielautomaten für terrestrische Casinos und Spielhallen. Zudem ist hier noch die Bereitstellung der eigenen Slots als Lieferant für die nicht zum eigenen Konzern zugehörigen Novoline Casinos enthalten. Mit einem Umsatz von 937,2 Millionen Euro erwirtschaftete der Geschäftsbereich Gaming Technology rund 10 Millionen Euro weniger, als noch im Jahr 2016. Beim Betriebsergebnis, dem EBIT, ging es mit einem Rückgang von vormals 185,1 Millionen Euro auf jetzt nur noch 110,6 sogar noch deutlich stärker nach unten. Hier trafen vor allem die neuen Abstandregeln und die damit verbundenen Schließungen von Spielhallen in Deutschland die Novomatic AG ziemlich hart und der schwache US-Dollar tat sein übriges. Durch den Wegfall von mehr als 10.000 Novoline Spielautomaten in der Bundesrepublik, sank hier der Umsatz von 317,5 Millionen Euro auf nur noch 285,7 Millionen Euro. In Italien hingegen konnten mehr Geldspielgeräte verkauft oder vermietet werden, doch verhagelten hier Steuererhöhungen ebenfalls ein besseres Ergebnis. In Großbritannien wiederum wirkte der schleppende Absatz der Spielautomaten von Bell-Fruit negativ auf das Ergebnis aus, da diese zunehmend im Markt von modernen, digitalen Geräten ersetzt werden. In Spanien und Osteuropa hingegen konnten Zuwächse erzielt werden. Ganz klar das beste Pferd im Stall im Geschäftsbereich Gaming Technology innerhalb der Novomatic AG war jedoch das Geschäft mit den Novoline Casino anderer Betreiber. Die Lieferung der eigenen Slots wie Book of Ra sorgte hier für einen starken Anstieg beim Umsatz von vormals 48,5 Millionen Euro auf nun 65,6 Millionen Euro.

Anhand er Zahlen für den Geschäftsbereich Game Technology zeigt sich innerhalb der Novomatic AG ganz klar, wo tatsächlich noch enormes Wachstum in den etablierten Märkten generiert werden kann. Während Deutschland und andere westeuropäische Länder relativ ausgeschöpft oder gar rückläufig sind, wuchs der Bereich der Novoline Casinos sehr stark. Allerdings dürfte die Freude hierüber nur kurz anhalten, denn durch den Rückzug der Novomatic AG in diesem Bereich in Deutschland, dem absoluten Kernmarkt, wird dieser deutlich einbrechen. Viele Lieferverträge wurden Ende 2017 vonseiten der Österreicher gekündigt, was sich definitiv in der Bilanz für 2018 negativ niederschlagen wird.

Der Geschäftsbereich Gaming Operations innerhalb der Novomatic AG

Die Novomatic AG fasst unter diesem Geschäftsbereich den gesamten Betrieb an eigenen Spielhallen, dazu gehören auch Bingo und Sportwetten sowie die eigenen Novoline Casinos zusammen. Ebenso finden sich hier die Social Casino wie GameTwist oder Stargames, in dem ja leider ebenfalls nur noch mit Spielgeld gezockt werden kann. Anders jedoch als im Bereich Gaming Technology, lief hier das Geschäft deutlich besser, trotz der Problematik in Deutschland. Der Umsatz kletterte von vormals 1.326,4 Millionen Euro auf jetzt starke 1.587,2 Millionen Euro. Beim EBIT ging es nur leicht bergab, von 101,3 Millionen Euro auf 97,3 Millionen Euro. Somit war es vor allem dem Geschäftsbereich Gaming Operations zu verdanken, dass die Bilanz der Novomatic AG für 2017 nicht noch schlechter ausfiel. Im heimischen Österreich konnte der Umsatz deutlich gesteigert werden, allerdings mussten zugleich ebenso Rücklagen für kommende Prozesse wegen dem Gerichtsurteil zu den Novoline Spielautomaten in Wien verbucht werden. Bei den eigens betrieben Spielbanken in Deutschland wuchs der Umsatz genauso an, wie bei den selbst bewirtschafteten Spielhallen, was bei letzteren vor allem dem Kauf der Casino Royal Gruppe zu verdanken war. In den drei weiteren Kernmärkten Italien, Großbritannien und Spanien gab es zum Teil enorme Zuwächse, gegenüber den Rückgängen bei Vermietung und Verkauf an Dritte im Bereich Game Technology. Osteuropa, mit den Ländern Mazedonien, Kroatien, Serbien und Lettland, konnte sich ebenfalls positiv für die Novomatic AG entwickeln. Der Bereich der selbst betriebenen Novoline Casinos und Social Casinos wie GameTwist und Stargames stagnierte jedoch und stieg im Umsatz nur um rund eine Million Euro auf jetzt 101,5 Millionen.

Im Bereich der eigenen Novoline Casinos dürfte sich auch hier die Situation in Deutschland in diesem Jahr negativ auswirken. Denn wie die Novomatic AG selbst in der Bilanz schreibt, stagniert der Markt der Social Casinos weltweit und wird sogar in Zukunft mehr und mehr von den Online Casinos mit Echtgeld verdrängt. Das Unternehmen jedoch ging Ende vergangenen Jahres im Hauptmarkt Deutschland genau den gegenteiligen Weg und macht das eigenen Novoline Casino Stargames zu einem Spielgeld-Casino. Dies wird sich ebenfalls deutlich negativ in der nächsten Bilanz bemerkbar machen.

Die Novomatic AG will die I-New-Gruppe verkaufen

Der letzte Geschäftsbereich der Novomatic AG wird unter dem Segment Sonstige erfasst und beinhaltet hauptsächlich die I-New-Gruppe. Dieses auf Technologien im Mobilfunksektor spezialisierte Unternehmen, in dem die Novomatic AG im Jahr 2013 die Mehrheit übernahm, hatte vergangenen Jahr mit massiven Problemen zu kämpfen. Zu dieser Gruppe, an der der Novoline Spielautomatenhersteller 76,8 Prozent hält, gehört ebenfalls die I-New Unified Mobile Solutions AG. „Durch enorme Qualitätsmängel bei den Lieferanten“, wie die Novomatic AG selbst schreibt, „verzögerte sich die Fertigstellung einer wesentlichen Ausbaustufe von angebotenen Technologielösungen.“ Dadurch kam es zu massiven Auswirkungen bei der Akquise und dem Ausbau neuer Projekte. Dies führte zu einem extremen Umsatzeinbruch von rund 80 Prozent in diesem Bereich, während das Geschäft aus laufenden Verträgen nahezu konstant blieb. Zusätzlich sah sich die I-New-Gruppe im Hauptmarkt Lateinamerika einem immer härter geführten Verdrängungswettbewerb ausgesetzt. Durch die Verzögerungen in den Projekten und der Situation in Lateinamerika musste die Novomatic AG hier Wertminderungen in Gesamthöhe von etwas mehr als 18 Millionen Euro verkraften. Wie das Unternehmen in der Bilanz mitteilte, soll nun in der zweiten Jahreshälfte die Mehrheitsbeteiligung an der I-New-Gruppe verkauft werden.

Neue Märkte sind die Zukunft der Novomatic AG

Trotz der momentanen Schwierigkeiten wird Deutschland bis auf weiteres für die Novomatic AG der Kernmarkt bleiben, dies zeigen auch deutlich die getätigten Investitionen im vergangen Jahr. Hier liegt die Bundesrepublik mit 162,4 Millionen Euro deutlich vor allen anderen Glücksspielmärkten, darunter Österreich, Italien, Spanien, Großbritannien und Osteuropa. Bei den Akquisen zeigt sich ein ähnliches Bild. Allerdings ist hier ein wichtiger Faktor die Zukunft, nämlich die Übernahme von Ainsworth Game Technology, nicht enthalten, die ja bereits ein Jahr zuvor angestoßen wurde. Gerade diese wird sich die nächsten Jahr noch als Goldwert für die Novomatic AG herausstellen, öffnet sie doch das Tor zum größten Absatzmarkt für Spielautomaten, die USA. Bei mehr als einer Millionen Slot-Maschinen dürften wohl die ein oder anderen Novoline Spielautomaten und Automatenspiele der neuen Tochter ihren Weg in die dortigen Casinos finden. Zudem ist Ainsworth Game Technology sehr gut in Australien und Lateinamerika aufgestellt, alles Märkte die riesiges Potential für die Österreicher bieten.

Dieser Schritt, raus aus Europa, ist auch zwingend geboten, soll das Wachstum weiterhin anhalten. In Europa sind große Sprünge in diesem recht gesättigten Markt kaum noch zu erwarten. Langfristig wird die Novomatic AG sicherlich auch Asien ins Auge fassen, eine Region die nicht nur eine lange Tradition in Sachen Glücksspiel aufweist, sondern zudem hier gerade eine Welle der Liberalisierung läuft. Länder wie Kambodscha, Japan, Vietnam, Laos und Myanmar öffnen oder haben bereits ihre Märkte für Casinos geöffnet, um vor allem die mehr als eine Milliarde spielfreudiger Chinesen zu bedienen. Denn diese dürfen bisher nur im eigenen Land offiziell in Maccau spielen und weichen deshalb immer öfter in die Nachbarländer aus. Dieser gesamte asiatische Markt ist weltweit der größte seiner Art und sollte von der Novomatic AG langfristig nicht vernachlässigt werden. Auch hier könnte Ainsworth Game Technology mit Sitz im benachbarten Australien eine Schlüsselrolle spielen.

Ebenfalls weiterausgebaut werden dürfte das Geschäft mit den Novoline Casinos, die in ihrer Anzahl, außerhalb von Deutschland, im Jahr 2017 kräftig zugelegt haben. Hier wird die Novomatic AG ebenfalls auf die rasche Umsetzung eines neuen Glücksspielstaatsvertrag hoffen, um sich wieder im Kernmarkt zu betätigen und verlorenen Boden wieder wetzumachen. Einige interessante Innovationen sowohl für die terrestrischen Spielautomaten, als auch für die Slots in den Novoline Casinos, stehen dabei schon in den Startlöchern. So wurde in der Bilanz ein neuer Ägypten-Jackpot mit dem Namen Kingdom of Ra beispielsweise schon angekündigt. Zudem will die Novomatic AG anscheinend bei den eigenen Novoline Spielautomaten nun vermehrt auf zugkräftige Lizenzen setzen, bei der der Slot From Dusk Till Dawn bereits den Anfang machte. Der Bilanz ist nämlich ebenfalls zu entnehmen, dass die Österreicher mittlerweile Lizenzen für Batman, Austin Powers und Sherlock Holmes besitzen.

Hier finden Sie den ersten Teil zur Bilanz der Novomatic AG mit allen wichtigen Kennzahlen des Unternehmens!

 

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