Nach monatelanger Pause wegen der Pandemie sind die 12 Casinos sowie die Spielhallen von WINWIN in Österreich wieder offen. Doch schon jetzt ist klar, dass die Umsätze für das Gesamtjahr und somit auch der Gewinn weit unter den Zahlen aus dem Vorjahr liegen werden. Deshalb soll es nach den Plänen der Führungsspitze noch dieses Jahr ein Sanierungskonzept geben, welches wohl kaum auf Gegenliebe beim Betriebsrat und den Angestellten fallen dürften. Denn erst gab es für Tausende Beschäftigte Kurzarbeit und nun drohen Hunderten Mitarbeitern Entlassungen bei der CASAG.
Entlassungen nach vorheriger Kurzarbeit sollen für die CASAG unvermeidlich sein
Zwischen dem Vorstand der CASAG und dem Betriebsrat bahnt sich ein ausgewachsener Konflikt über die Zukunft des Glücksspielkonzerns und deren Belegschaft an. Wie die österreichischen Medien nun bekannt machten, existiert seit Anfang April ein Sanierungskonzept mit dem Namen ReFIT, welches von der Beratungsagentur McKinsey im Auftrag der Casinos Austria erstellt wurde. Hierin sollen Pläne für Kosteneinsparungen enthalten sein, die ebenso einen massiven Stellenabbau beinhalten. Von mehreren Hundert Entlassungen bei der CASAG ist die Rede, die hauptsächlich die Mitarbeiter der insgesamt 12 Casinos betreffen werden, die schon durch die zuvor verordnete Kurzarbeit dem Druck des Arbeitsplatzverlustes ausgesetzt waren. Öffentlich vorgelegt werden soll das Sanierungskonzept erstmals bei einer Sondersitzung des Aufsichtsrates, die am 8. Juli dieses Jahres stattfinden wird.
Als Hauptgründe für die geplanten Entlassungen nach vorheriger Kurzarbeit machte die CASAG zwei Faktoren verantwortlich. Zum einen die zu erwartenden, hohen Verluste der 12 Casinos durch die monatelange Schließung und zum anderen das generelle Rauchverbot in den Spielbanken. In der Vergangenheit konnte in den Etablissements der CASAG noch in speziellen, abgetrennten Bereichen geraucht werden, was jedoch nun untersagt wurde. Beide Faktoren gemeinsam würden zu einem Jahresverlust bei den 12 Casinos von zusammengerechnet 60 Millionen Euro führen. Hinzukämen zudem noch prognostizierte Verluste in Höhe von rund 7 Millionen Euro bei den Spielhallen von WINWIN sowie wahrscheinlich rund 13 Millionen bei den Spielbanken im Ausland über die Casinos Austria International. Dies sind erst einmal erschreckende Zahlen, die jedoch allein durch den Jahresgewinn in 2019 wieder relativiert werden. Allein in den 12 Monaten des Jahres 2019 verdiente die CASAG mit Casinos, Lotterien, Spielhallen und ihrem Auslandsgeschäft 112 Millionen Euro, was zugleich ein Rekordergebnis darstellte. Böse Zungen könnten nun behaupten, dass die fleißigen Mitarbeiter nach einem Rekordjahr gleich bei bester Gelegenheit, der Coronavoirus-Krise, als Dankeschön nach Kurzarbeit nun auch noch Entlassungen als Bonus erhalten.
Gegenüber dem Kurier sprach Pressesprecher Patrick Minar von der Unvermeidlichkeit von Entlassungen bei der CASAG, trotz dessen der Glücksspielkonzern zuvor sich einen Großteil der Gehälter vom Steuerzahler über Kurzarbeit bezahlen ließ. Dass der Staat Österreich hier als zweitgrößter Anteilseigner anscheinend diesen Kurs auch noch mitträgt, dürfte noch für viel Gesprächsbedarf sorgen. Immerhin lag der Gewinn der CASAG im vergangenen Jahr deutlich höher, als die nun prognostizierten Teilverluste zusammen.
Betriebsrat glaubt den negativen Zahlen und Prognosen nicht
Kurz nachdem die Pläne für das geplante Sanierungskonzept ReFIT den Weg in die Öffentlichkeit fand, dauerte es nicht lange, bis sich auch der Betriebsrat hierzu äußerte und dabei zahlreiche Finger in die Wunden legte. Manfred Schönbauer, der Zentralbetriebsratschef, fand harsche Worte und sprach von Empörung darüber, dass der Betriebsrat und die Angestellten erst über die Medien von den Plänen erfahren hätten. Nach der schweren Krise mit Tausenden Beschäftigten in Kurzarbeit hätten die Mitarbeiter einen hervorragenden Job gemacht und sollen nun als Dank Entlassungen durch die CASAG hinnehmen, erklärte er weiter. Seiner Meinung nach könnte hinter dem Durchsickern der Pläne die Idee stecken, hierdurch Druck auf den Betriebsrat sowie die Mitarbeiter bei der nächsten Verhandlungsrunde aufzubauen. Zusätzlich stellte er sogar die prognostizierten Zahlen infrage und glaubt, dass diese deutlich zu negativ ausfallen. Laut seinen Erkenntnissen würde die Umsätze in den Casinos nach der Wiedereröffnung deutlich über den Erwartungen liegen. Deshalb sieht er wiederum nur einem maximalen Verlust in Höhe von 47 Millionen Euro auf das Gesamtjahr für alle österreichischen Spielbanken anstatt der prognostizierten 60 Millionen. Beim generellen Rauchverbot verwies er zudem auf die Erfahrungen in anderen Ländern. Zwar gäbe es kurzfristig Einbußen bei den Besucherzahlen und somit auch bei den Umsätzen, doch würden sich diese nach einem gewissen Zeitraum wieder normalisieren.
Dem Betriebsrat ist wenig vorzuwerfen, denn alle vorgebrachten Argumenten lassen sich nicht einfach vom Tisch wischen. Zudem zeigte dieser bereits in der Vergangenheit immer wieder ein Entgegenkommen bei wichtigen Entscheidungen. Unabhängig davon muss sich jedoch vor allem der Staat Österreich über seine Rolle bei dem Ganzen einige unangenehme Fragen gefallen lassen. Über viele Jahre wurden die Verluste der Casinos Austria International ohne mit der Wimper zu zucken hingenommen, ohne Hunderte Entlassungen oder Kurzarbeit bei der CASAG durchzudrücken. Zum Teil waren die Verluste deutlich höher, wie die jetzt prognostizierten roten Zahlen. Zusätzlich scheinen die Casinos Austria bei ihren Meldungen zwar gern die erwartenden Verluste hervorzuheben, ohne dabei jedoch auch über die prognostizierten Gewinne der Lotterien oder des eigenen Online Casinos zu sprechen. Diese werden nämlich deutlich einen Teil der Verluste bei den Spielbanken und Spielhallen kompensieren. Selbst wenn dabei immer noch womöglich 50 Millionen Euro Verlust am Ende stehen sollten, könnte der Staat Österreich als Anteilseigner ohne Probleme einspringen. Zum Beispiel könnte hier die ÖBAG doch auf ihre Dividende verzichten oder der Staat verzichtet auf einen Teil seiner Steuern und Abgaben. Immerhin waren es im vergangenen Jahr rund 850 Millionen Euro, die in das Staatssäckel flossen. Finanzieller Spielraum, um die Entlassungen nach der wochenlangen Kurzarbeit bei der CASAG für ihre Angestellten zu verhindern, wäre somit mehr als vorhanden. Dazu herrscht jedoch nur das Schweigen im Walde. Deshalb stellt sich Frage, warum der Staat Österreich überhaupt an einem Glücksspielunternehmen beteiligt sein muss, wenn die eigenen Mitarbeiter genau wie in der Privatwirtschaft einzig und allein der Profitabilität unterworfen werden.
Während der Sazka Gruppe der Sanierungsplan als rein privatwirtschaftliches Unternehmen kaum vorzuwerfen ist, sieht dies bei der ÖBAG definitiv anders aus. Wer soll denn die Mitarbeiter eines teilstaatlichen Konzerns, der seit Jahren Gewinne einfährt, bei einer Krise helfen, wenn nicht der angeblich soziale Staat selbst? Geht es seit der Übernahme der Kontrolle der Casinos Austria durch die Tschechen nur noch um Profit? Die geplanten Entlassungen Hunderter Mitarbeiter nach Ende der Kurzarbeit lassen dies zumindest immer stärker vermuten.
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