Livestreamer werben für Spielautomatenhersteller

Nach Online Casino Betreibern werben Livestreamer nun auch direkt für einige Spielautomatenhersteller. Pro und Contra dieser Entwicklung. (Bildquelle: pixabay by Alexas_Fotos)

Seit einiger Zeit werben Livestreamer immer intensiver für Online Casinos und ganz neu sogar direkt für die Spielautomatenhersteller wie Betsoft Gaming oder Yggdrasil Gaming. Was für interessierte Kunden eine tolle Möglichkeit sein kann, sich über Angebote zum Casino Bonus oder einen neuen Slot des favorisierten Entwicklers zu informieren, birgt jedoch ebenso einige gravierende Gefahren. Vor allem der Jugendschutz, der ja eigentlich Minderjährige vom Glücksspiel und der dazugehörigen Werbung fernhalten soll, greift hier allzu oft nicht wirklich. Auf Grund der zunehmenden Bedeutung der Livestreamer, die für Online Casinos und Spielautomatenhersteller werben, lohnt es sich, einmal die Vor- und Nachteile dieser neuen Marketingform zu beleuchten.

Warum Spielautomatenhersteller über Livestreamer werben

Mit dem Aufkommen von Videoplattformen wie Youtube entstand eine völlig neue Generation an Werbetreibenden, die sogenannten Streamer. Anders als heute traten diese noch nicht live vor ihrer Kundschaft im Internet auf, sondern stellten zumeist selbst aufgenommene Videos von Computergames ins Netz, die sie selbst durchspielten. Geboren waren die Let’s Plays, die sich über die Jahre zu einer lukrativen Einnahmequelle für einige Youtuber entwickelten. Was jedoch zu Beginn dem Spaß an der Freude und dem Teilen von Erfolgen und Erfahrungen geschuldet war, mutierte mit der Zeit zu einer regelrechten Werbeindustrie. Immer mehr Videospielfirmen schlossen Verträge mit Youtubern ab, die über eine enorme Reichweite und Millionen Zuschauern verfügten. Damit fiel jedoch auch ein großes Maß an Unabhängigkeit und ehrlicher Meinung unter den Tisch und fortan bestimmten Jubelarien über Produkte von Firmen die Szene, an denen die einstigen neutralen Kritiker jede Menge Geld verdienten. Diese unschöne Entwicklung hat nun leider auch die Szene der Livestreamer erreicht, die nicht mehr nur für bestimmte Online Casinos werben, sondern nun sogar gleich für einzelne Spielautomatenhersteller. Dass hierbei, wenn Youtuber oder Twitch-Streamer über Verträge an einzelne Glücksspielfirmen und Entwickler gebunden sind, wohl kaum noch Objektivität zu finden sein wird, steht leider außer Frage. Für die Glücksspielkonzerne hingegen, sind sie die perfekten Werbeträger für ein junges Publikum, die mit klassischem Marketing in Zeitung, Rundfunk und Fernsehen kaum noch zu erreichen sind.

Über die größte Reichweite in diesem Bereich verfügen Youtube und Twitch. Hier werben die besten Livestreamer vor Hunderttausenden oft minderjährigen Kunden auch für Online Casinos und die neusten Slots bestimmter Spielautomatenhersteller. Gegenüber klassischen Medien, die im Bereich Glücksspielwerbung streng reguliert sind, greift hier der Jugendschutz oftmals nicht.

Die Vorteile dieses neuen Marketings

Wie bei jeder Sache hat auch das Livestreaming im Bereich Glücksspiel zwei Seiten. Allein im deutschsprachigen Raum gibt es mehrere Hundert verschiedene Online Casinos und zusätzlich unzählige Entwickler von Slots oder Live Casinos Spielen. Um in dieser schieren Maße überhaupt vom Endverbraucher wahrgenommen zu werden, bedarf es eines gehörigen Marketingaufwands. Gerade die junge Zielgruppe, hiermit sind nicht Minderjährige gemeint, ist mit klassischen Medien wie Fernsehen oder Zeitungen kaum noch zu erreichen. Youtube oder Twitch sind hier die bevorzugten Kanäle. Liverstreamer, die für Online Casinos oder Spielautomatenhersteller werben, bieten nicht nur Informationen, sondern sind zudem ebenfalls das Unterhaltungsprogramm von Millionen jungen Nutzern. Gegenüber klassischen Medien können sich hier die Kunden sofort einen vielschichtigeren Eindruck über ein neues Automatenspiel verschaffen. Wie ist das Design, wie funktionieren die Bonusfeatures und wie häufig fallen kleine oder große Gewinne aus. Dies kann bei der Wahl eines neuen Slots im Online Casino durchaus hilfreich sein. Ebenfalls bieten Livestreamer, die für Spielautomatenhersteller direkt werben, den Entwicklern die Möglichkeit, die eigene Marke stärker ins Bewusstsein der potenziellen Kunden zu rücken. Diese Imagebildung ist wichtig, da Hersteller meist prozentual von den Online Casino Betreibern entlohnt werden. Mehr gespielte Runden an den eigenen Slots bringen den Entwicklern mehr Geld und zudem eine bessere Verhandlungsposition bei der Lizenzierung der eigenen Glücksspiele gegenüber den Betreibern.

Die Pros im Überblick:

  • Deutlich größere Informationsdichte zu einem neuen Slot
  • Persönliche Erfahrung des Livestreamers
  • Steigerung des Bekanntheitsgrads der eigenen Marke für den Spielautomatenhersteller
  • Werbung für das neue Automatenspiel

Der Jugendschutz und die mangelnde Objektivität sind die großen Probleme

Bei den zuvor benannten Vorteilen, wenn Livestreamer für Spielautomatenhersteller werben, hängt vieles davon ab, ob diese ihre Kundschaft tatsächlich mit objektiven Informationen versorgen. Ist der Youtuber oder Twitch-Streamer bei einem Online Casino Betreiber oder einem Entwickler unter Vertrag, dürfte wohl kaum ein negatives Wort über das zu bewerbende Produkt über die Lippen kommen. Je mehr unterschiedliche Online Casinos oder Spielautomatenhersteller ein Livestreamer hingegen vorstellt, umso höher die Wahrscheinlichkeit, dass dieser objektiv berichtet. Ein weiterer Nachteil ist, dass es nicht hundertprozentig sicher ist, ob die vorgestellte Version eines Spielautomaten deckungsgleich mit der Version in einem Online Casino ist. Da viele Livestreamer, die für Spielautomatenhersteller werben, bereits vorab die neusten Slots zeigen dürfen, bevor diese überhaupt in die Online Casinos kommen, ist hier ein Vergleich überhaupt nicht möglich. Selbst wenn es sich um ein Automatenspiel handelt, welches bereits auf dem Markt existiert, ist Vorsicht angebracht, wie die Geschichte um den Livestreamer MontanaBlack in der Vergangenheit zeigte. Damals kam heraus, dass einige Twitch-Streamer von einigen Online Casinos exorbitanten Casino Boni erhielten, mit denen es ein Leichtes war, Gewinne zu realisieren und dann den Zuschauern zu präsentieren. Bei einem Willkommensbonus von 500 Prozent, der nur dreimal umgesetzt werden muss, dürfte wohl fast jeder Geld mit nach Hause nehmen.

Neben der fehlenden Objektivität, wenn Livestreamer per Vertrag direkt für Spielautomatenhersteller oder Online Casino werben und möglichen Unterschieden zwischen der gezeigten und der realen Version, gibt es noch ein anderes Problem. Dies betrifft den Jugendschutz. Sowohl bei Youtube wie auch Twitch können Kunden einfach bei der Registrierung ein Alter wählen, ohne dass dieses jemals näher überprüft wird. Selbst wenn nun Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren ihr wirkliches Alter angeben sollten, dürfen diese sich ab einem Alter von 13 Jahren auf der Plattform so ziemlich alles anschauen was sie wollen. Zwar steht in den AGB’s von Twitch, dass Minderjährige unter 18 Jahren nur mit den Erziehungsberechtigten die Videos und Livestreams schauen sollen, doch niemand kann dies tatsächlich überprüfen. Wenn sich somit 14-Jährige die Glücksspielwerbung auf Twitch anschauen, die anders als im Fernsehen als solche nicht einmal extra gekennzeichnet werden muss, fällt dies niemanden wirklich auf. Zwar dürfte es schwer für den Minderjährigen werden sich danach in einem seriösen Online Casino anzumelden, doch immerhin könnte für die Zukunft das Interesse an Glücksspiele geweckt worden sein. Spielautomatenhersteller und Online Casinos, die über Livestreamer werben sollte dies bewusst sein und deshalb müssten diese ihrer Werbepartner in die Pflicht nehmen, den Jugendschutz nicht unter den Tisch fallen zu lassen. Dies ist nicht nur im Interesse der Kinder und Jugendlichen, sondern sollte ebenso im Interesse der Glücksspielfirmen selbst liegen. Gerade Gegner von Online Casinos warten nur darauf, genau solche Schwachstellen in ihrem Feldzug für ein Verbot auszunutzen.

Die Cons im Überblick:

  • Mangelende Transparenz über mögliches Vertragsverhältnis zwischen Entwickler und Livestreamer
  • Keine Objektivität bei Vertragsverhältnis
  • Mögliche Unterschiede zwischen Vorabversion und späterer Online Casino-Version eines Slots
  • Potenziell minderjährige Zuschauer der Livestreamer
  • Kaum oder keine Hinweise zu den Gefahren der Spielsucht

Fazit: Wenn Livestreamer für Spielautomatenhersteller wie Yggdrasil Gaming oder Betsoft Gaming werben, muss dies nicht zwangsläufig schlecht sein. Immerhin können Youtube sowie Twitch gute Informationsquellen sein und der Unterhaltung dienen. Allerdings herrscht momentan ein enormer Mangel an Transparenz in der Szene vor, die es für Zuschauer unmöglich macht, herauszufinden, in welchem Verhältnis der Livestreamer zum vorgestellten Produkt steht. Zudem besteht die größte Zuschauergruppe auf Twitch beispielsweise aus der Altersklasse zwischen 16 und 24 Jahren mit einem Anteil von 41 Prozent. Livestreamer, die für Spielautomatenhersteller werben, gehören wie jede andere Glücksspielwerbung behandelt. Die Plattformen sollten deshalb hierfür eine klare Politik verfolgen, dass keine Minderjährigen zuschauen können. Die Online Casinos und Entwickler hingegen müssen diesen Jugendschutz für ihre Werbepartner auf Youtube und Twitch zum Standard erklären und in den Verträgen implementieren.

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