Höherer Spielerschutz und der Wegfall von PayPal in Deutschland belasten die Zukunft von LeoVegas AB. Das abgelaufene Quartal allerdings war stark.
Mit LeoVegas AB hat nun der nächste große Betreiber von Online Casinos seine Zahlen für das dritte Quartal vorgelegt. Diese fielen recht freundlich aus, auch wenn sich bereits am Horizont kleine, dunkle Wölkchen bilden, die erst im nächsten Quartal und 2020 durchaus von negativer Bedeutung sein können. Anders als jedoch vielen Konkurrenten gelang es dem Konzern in Skandinavien weiter zu wachsen, trotz der allgemeinen Schwierigkeiten für alle Betreiber in Schweden. Dafür wird jedoch auf negativer Seite der Wegfall von PayPal LeoVegas AB in Deutschland in Zukunft sowohl bei den Umsätzen sowie auch bei der Zahl der Kunden im Land definitiv gehörig ausbremsen.
Das dritte Quartal von LeoVegas AB kann sich sehen lassen
Für die abgelaufenen drei Monate von Juli bis September konnte LeoVegas AB mit seinem gleichnamigen Online Casino sehr gute Quartalszahlen vorlegen und wohl so einige Anleger glücklich machen. Der Umsatz kletterte gegenüber dem Vergleichszeitraum im Vorjahr um ordentliche 12 Prozent von ehemals 78,6 Millionen Euro auf nun 88,2 Millionen Euro. Dies war vor allem der starken Entwicklung in Skandinavien sowie im Rest der Welt zu verdanken. Kontinentaleuropa hingegen entwickelte sich deutlich schlechter, was vor allem an dem harten Konkurrenzkampf in Großbritannien und dem Problem in Deutschland mit dem abzeichnenden Wegfall von PayPal als Zahlungsoption lag. Letzteres dürfte sich zudem ebenso über die nächsten Monate noch deutlich stärker negativ auf die Geschäftsentwicklung von LeoVegas AB in Deutschland und damit im Segment Rest von Europa auswirken.
Für das nun abgelaufenen dritte Quartal hingegen war der Einfluss noch zu verschmerzen und so konnte ebenfalls beim EBITDA mit einem Anstieg von 41 Prozent geglänzt werden. Hatte hier LeoVegas AB noch im Jahr zuvor einen Wert von rund 9 Millionen Euro in den Büchern stehen, waren es nun bereits rund 12,7 Millionen Euro. Mit dem starken EBITDA im Rücken zog ebenfalls das Betriebsergebnis, das EBIT, kräftig an. Dieses kletterte um etwas mehr als 71 Prozent von vormals 3,5 Millionen Euro auf jetzt rund 6 Millionen Euro. Schlussendlich bleib noch der Gewinn nach Steuern zu vermelden, bei dem es einen heftigen Rückgang gab. Dieser fiel von zuvor erzielten 12,8 Millionen Euro um -60 Prozent auf nur noch 5,1 Millionen Euro. Allerdings war dieser Rückgang für LeoVegas nicht auf schlechter laufende Geschäfte mit den eigenen Online Casinos zurückzuführen. Vielmehr sorgte im dritten Quartal 2018 ein exorbitanter Gewinn aus Finanzverbindlichkeiten in Höhe von mehr als 10 Millionen Euro für eine Verzerrung. Ohne diese hätte sich der Gewinn nach Steuern für LeoVegas AB nämlich jetzt um fast 82 Prozent gesteigert.
Die Entwicklung von LeoVegas AB im dritten Quartal im Überblick:
- der Umsatz konnte um 12 Prozent gesteigert werden
- das EBITDA verbesserte sich um 41 Prozent
- das EBIT stieg um 71 Prozent
- der Gewinn kletterte ohne Sondereffekte im Vergleich zum Vorjahr um 82 Prozent
Für das bisherige Geschäftsjahr sahen die Zahlen für LeoVegas AB nicht ganz so stark aus
Gegenüber dem sehr starken dritten Quartal konnten die Bilanzzahlen von LeoVegas AB für das bisherige Geschäftsjahr 2019 weniger hell glänzen. Hier gelang dem schwedischen Online Casino Betreiber beim Umsatz ein Anstieg von rund 10,5 Prozent. Während in 2018 zum selben Zeitpunkt noch 243,3 Millionen Euro umgesetzt werden konnten, waren es jetzt bereits 269 Millionen Euro. Auch hier wirkten sich Skandinavien und der Rest der Welt gegenüber Kontinentaleuropa positiv aus. Das EBITDA konnte LeoVegas AB ebenfalls in den ersten neun Monaten des Jahres steigern. Hie ging es von vormals 33,5 Millionen Euro auf nun 35 Millionen Euro jedoch mit 4,5 Prozent weniger deutlich nach oben wie im dritten Quartal. Das EBIT hingegen sackte sogar um -8,5 Prozent ab und belief sich jetzt nur noch auf 15,2 Millionen Euro anstatt der 16,6 Millionen Euro aus dem Vorjahreszeitraum. Schuld hieran waren vor allem Investitionen in neue Märkte, ein deutlich erhöhter Spielerschutz in Großbritannien, sowie ein langwieriger Gerichtsprozess in Schweden über die Länge der dortigen Online Casino Lizenz. Diese wurde dank der dortigen Richter nun von zwei auf fünf Jahre verlängert.
Beim Gewinn nach Steuern sorgte ebenfalls der Sondereffekt aus dem Vorjahr mit einem üppigen Gewinn aus Finanzverbindlichkeiten für eine kleine Verzerrung. Abseits dessen fiel dieser jedoch auch ohne dieses Ereignis ebenfalls für LeoVegas AB schlechter aus, als im dritten Quartal. Hier fiel in den ersten neun Monaten der Ertrag um ganze -41 Prozent schlechter gegenüber dem Vergleichszeitraum im Vorjahr aus. Konnten die Schweden hier noch in 2018 rund 21,1 Millionen Euro verdienen, waren es nun in 2019 Ende September nur noch 12,5 Millionen Euro.
Die Entwicklung von LeoVegas AB im bisherigen Geschäftsjahr 2019 im Überblick:
- der Umsatz kletterte um 10,5 Prozent
- das EBITDA wurde um 4,5 Prozent gesteigert werden
- das EBIT fiel um -8,5 Prozent
- der Gewinn fiel im Vergleich zum Vorjahr um gut -41 Prozent
Für LeoVegas AB könnte Deutschland die ehrgeizigen Wachstumspläne ausbremsen
Deutschland war schon immer einer der wichtigsten Glücksspielmärkte für LeoVegas AB. Allerdings bilden sich seit Oktober zunehmend schwarze Wolken, die sicherlich noch eine geraume Weile hängen bleiben werden. Der erzwungene Rückzug von PayPal aus den Online Casinos wird sich nach eigenen Aussagen der Schweden negativ auf die Anzahl der Kunden und somit auch auf den Umsatz auswirken. Wie stark dies ausfallen wird, dürfte davon abhängen, wie gut es LeoVegas AB gelingen wird, Kunden auf Alternativen wie Trustly oder MuchBetter umzuleiten und wie hoch das Budget für das Marketing ausfallen wird. Zum Glück für die Schweden läuft es hingegen im Heimatland anders als für viele Konkurrent hervorragend und zusammen mit Finnland sorgt Skandinavien für ordentlich Wachstum. Neben dem Segment Rest der Welt bildet diese Region momentan den großen Antreiber für die positive Entwicklung.
In Zahlen ausgedrückt lässt sich für das dritte Quartal bei LeoVegas AB nach Regionen folgendes Bild feststellen. Skandinavien konnte den eigenen Umsatz gegenüber dem dritten Quartal in 2018 um starke 14 Prozent steigern und steuert nun insgesamt 44 Prozent des gesamten Umsatzes für LeoVegas AB bei. Der Rest der Welt wiederum, getrieben von erstmaligen Markteintritten in Brasilien, Japan, Chile und Peru, konnte sich mit 80 Prozent nahezu verdoppeln. Mittlerweile kann diese Region auf einen Anteil am Gesamtumsatz von jetzt schon 14 Prozent verweisen. Gegenüber den 9 Prozent aus dem Vorjahr, ein starker Schritt in die richtige Richtung, um sich als weltweit agierender Online Casino Betreiber zu etablieren. Der Rest von Europa inklusive Großbritannien musste hingegen ein wenig Federn lassen und die Entwicklung für LeoVegas AB in Deutschland dürfte dafür sorgen, dass diese Region auch noch eine Weile das Sorgenkind bleiben dürfte. Hier sank nämlich bereits jetzt der Umsatz gegenüber 2018 um -4 Prozent. Deshalb verringerte sich ebenso der Anteil am Geschäft von vormals 45 Prozent auf jetzt nur noch 42 Prozent.
Entwicklung der Kunden bei LeoVegas AB im dritten Quartal:
- die Zahl der aktiven Kunden in den Online Casinos fiel um -5 Prozent von 588.000 auf jetzt 521.000
- die Zahl der Kunden mit Einzahlungen kletterte um 5 Prozent von 327.000 auf nun 334.000
- die Zahl der Neukunden fiel in den Online Casino von LeoVegas AB um -4 Prozent von 145.000 auf 135.000
- die Zahl der wiederkehrenden Kunden konnte um starke 12 Prozent von 182.000 auf jetzt 199.000 gesteigert werden
Vor diesem Hintergrund rücken die ehrgeizigen Ziele der Schweden in weite Ferne
Vor diesem Hintergrund ist es mehr als fraglich, ob die Schweden ihre selbst gesteckten, extrem ehrgeizigen Ziele in 2021 tatsächlich auch erreichen werden. Eigentlich wollte LeoVegas AB bereits im nächsten Jahr die Marke von 600 Millionen Euro beim Umsatz knacken. Verkündet wurde dies bereits 2018, allerdings später das Erreichen dieses ehrgeizigen Ziels auf 2021 verschoben. Trotz des weiterhin anhaltenden Wachstums dürfte auch in zwei Jahren die 600 Millionen Euro Umsatz kaum zu erreichen sein, vor allem dann nicht, wenn sich in Deutschland die Geschäftslage eintrübt. Hier müssten schon die neu betretenen Glücksspielmärkte exorbitant laufen. Selbst bei einer extrem positiven Annahme von 100 Millionen Euro Umsatz im letzten Quartal wäre hier nur ein Wert von rund 370 Millionen Euro erreicht. LeoVegas AB müsste deshalb in nur zwei Jahren diesen Gesamtumsatz fast verdoppeln. Beim EBITDA dürfte es noch schwerer werden. Hier sollten 2021 eigentlich 100 Millionen Euro erreicht werden. Mit momentan gerade einmal 35 Millionen Euro dürfte es Ende des Jahres ebenfalls kaum über die 50 Millionen Euro gehen. Auch hier müsste somit eine Verdopplung bis 2021 erfolgen. Ob LeoVegas AB tatsächlich die ehrgeizigen Ziele erreichen kann, wird deshalb maßgeblich von der Entwicklung im nächsten Jahr abhängen.
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