
Die Feldstudie „Einblicke in den illegalen Glücksspielmarkt 2021“ liefert erschreckende Zahlen zu illegalen Spielautomaten und FunGames.
Spätestens seit der kläglich gescheiterten Prohibition in Sachen Alkohol in den USA sollte sich eigentlich längst herumgesprochen haben, dass vor allem das organisierte Verbrechen von Verboten und Fehlregulierungen profitiert. Erstmals zeigt nun eine Feldstudie mit dem Namen „Einblicke in den illegalen Glücksspielmarkt 2021“, dass aufgrund der neuen strengen Regularien beim terrestrischen Glücksspiel illegale Spielautomaten und sogenannte FunGames zu einem massiven Problem werden. Letztere besitzen oftmals Spielmechaniken, die auch bei typischen Slots zu finden sind, werden jedoch oftmals mit Spielmarken oder Token betrieben und können hierüber Einsätze wieder über Umwege auszahlen. Laut der Studie von Jürgen Trümper, Geschäftsführer des Arbeitskreises gegen Spielsucht, handelt es sich hierbei klar um illegale Geldspielgeräte nach Paragraf 6a der Spielverordnung.
Illegale Spielautomaten und FunGames füllen die Lücke
Mit dem neuen Glücksspielgesetz wurden in Deutschland nicht nur erstmals Online Casinos, virtuelle Spielautomaten und Internetpoker national legalisiert, sondern ebenso dem terrestrischen Glücksspiel erhebliche Zügel angelegt. Mehrfachkonzessionen für mehrere Spielhallen in einem Gebäude wurden so gut wie abgeschafft, Mindestabstände eingeführt sowie die Zahl der maximal erlaubten aufgestellten Geldspielgeräte reduziert. In gastronomischen Einrichtungen sind deshalb nur noch zwei dieser Geräte zu finden. Interessant ist hierbei, wie die Aufsteller und die Gastronomen diese Ausfälle kompensieren und ob dies mit illegalen Spielautomaten und FunGames geschieht. Um diese Frage zu beantworten, führte Jürgen Trümper zwischen dem 17. Juni 2021 und dem 2. Oktober eine groß angelegte Feldstudie durch, welche durch den VDAI, den Verband der Deutschen Automatenwirtschaft, in Auftrag gegeben wurde. Insgesamt wurden 1.500 Objekte wie Shisha-Bars. Kioske, Spielhallen, Wettbüros sowie gastronomische Einrichtungen in 150 Kommunen in 13 Bundesländern überprüft. Erschreckend die hohe Zahl der Beanstandungen, denn gerade einmal in nur 92 der überprüften Objekte konnten keine Verstöße gefunden werden. In den restlichen 1.408 Etablissements fanden sich illegale Spielautomaten, FunGames oder die Kombination aus Wett-Terminals und Geldspielgeräte. Hiervon wurden 984 Objekte als Etablissements mit klar illegalem Glücksspiel identifiziert und die restlichen 460 Einrichtungen als problematische Gastronomie eingestuft. Hierbei sei jedoch anzumerken, dass der hohe Anteil an zu beanstandenden Objekten auch durch die Methodik der Feldstudie zustande kommt, da explizit Etablissements besucht wurden, die von ihrem Erscheinungsbild auf illegale Spielautomaten und FunGames schließen lassen.
Prozent an Illegale Spielautomaten, FunGames und Übergeräten in den 948 Objekten mit illegalem Glücksspiel
- 66,0 Prozent (626) – FunGames:
- 12,6 Prozent (119) – Geldspielgeräte ohne Kundenkarte
- 7,2 Prozent (68) – Geldspielgeräte und Sportwetten
- 6,1 Prozent (58) – mehr als 2 Geldspielgeräte
- 5,1 Prozent (48) – andere illegale Glücksspiele
- 3,1 Prozent (29) – Sportwetten ohne Spielerkarte
Das Problem wird flächendeckend
Die Studie „Einblicke in den illegalen Glücksspielmarkt 2021“ ging jedoch nicht nur der Frage nach, ob illegale Spielautomaten und FunGames vorhanden sind, sondern ebenso wurde ergründet, ob diese mittlerweile flächendeckend anzutreffen sind. Hier konnte die Feldstudie zeigen, dass in 626 der überprüften Etablissements mittlerweile FunGames vorzufinden waren. Was rund 44,5 Prozent der beanstandeten Objekte ausmacht. Dies betraf sowohl die größeren Kommunen in den Großstädten als auch die kleineren Gemeinden mit unter 20.000 Einwohnern gleichermaßen. Mit 92 von insgesamt 150 Kommunen war dies eine Durchdringung in Höhe von 61,3 Prozent. Wie stark der Trend in der Gastronomie mittlerweile zu FunGames als illegale Alternative für den weggefallenen dritten Spielautomaten geht, zeigt ein weiterer erschreckender Wert. Nur 48,7 Prozent der untersuchten Objekte mit FunGames beließen es bei der Aufstellung nur eines Gerätes. 33,5 Prozent boten ihren Gästen nämlich zwei Geräte und immerhin 17,7 Prozent sogar deutlich mehr als das. Spitzenreiter war ein Etablissement mit gleich 11 der verbotenen Glücksspiele. Zusammengefasst ergaben sich somit 626 Betriebe, die insgesamt 1.099 illegale FunGames ihren Kunden darboten. Demgegenüber standen 1.121 Betriebe, die insgesamt über 2.228 gewerbliche Spielautomaten aufgestellt hatten. Der letzte erschreckende Befund in diesem Datenblock der Studie „Einblicke in den illegalen Glücksspielmarkt 2021“ bildete die Anzahl an Verstößen, die die untersuchten Betriebe zu verantworten hatten. Mit 43,1 Prozent bildete ein Verstoß mit illegalen Spielautomaten und FunGames den Löwenanteil während immerhin kein Verstoß mit 32,7 Prozent den zweitgrößten Block bildete. Demgegenüber kamen 20,2 Prozent der 1.408 beanstandeten Betrieb auf zwei Verstöße und 4 Prozent auf sogar mehr als zwei Vergehen.
Insgesamt wurden in den 1.408 Betrieben mit Verfehlungen 3.192 Beanstandungen entdeckt:

- 1.342 Beanstandungen wegen illegalen Glücksspielmedien
- 1.850 Verstöße gegen geltendes Recht
Die Daten der großen Feldstudie zeigen ebenfalls, dass für einige Betriebe die FunGames mittlerweile sogar zu wichtigsten Einnahmequellen geworden zu sein scheinen. So fanden sich zwar bei 68,2 Prozent der Objekte mit FunGames auch Geldspielgeräte, doch bei immerhin 31,8 Prozent fehlten diese und die FunGames standen ganz klar im Vordergrund. Bei solch einer hohen Akzeptanz bei Gastronomen und solch hohen Zahlen zur Aufstellung kann durchaus davon die Rede sein, dass FunGames in vielen Fällen den weggefallenen dritten Spielautomaten ersetzt haben.
Auch an anderer Stelle läuft es schlecht
Während klassische Spielstätten und Spielhallen häufig geprüft werden und relativ hohe Spielerschutzstandards aufweisen, sieht es bei der Gastronmie schon deutlich düsterer aus. Bedienung und tägliches Geschäft mit wenig Personal stehen oftmals im Gegensatz zum gesetzlichen Auftrag, den Gast als Spieler möglichst vor der Gefahr einer Spielsucht zu schützen. Dies wird nicht nur bei der flächendeckenden Aufstellung von illegalen dritten Spielautomaten oder deren Kompensation durch FunGames deutlich. In insgesamt 89,6 Prozent der beanstandeten Betriebe suchten die Prüfer beispielsweise vergebens nach dem geforderten Infomaterial zum Thema Spielsucht. Bei weiteren 68,7 Prozent waren beispielsweise die erlaubten Geldspielgeräte schon freigeschaltet und konnten ohne vorgeschriebene Sicherheitsmaßnahmen sofort bespielt werden. Bei 7,7 Prozent fehlte sogar die Aufsicht und bei 0,4 Prozent wurden Minderjährige beim Spielen beobachtet. Die Betreiber scheinen die Konsequenzen dieser Geschäftspolitik wenig zu fürchten, sind doch die Ordnungsämter seit vielen Jahren personell überlastet und besitzen zudem oftmals nicht genug Wissen über legale und illegale Glücksspiele. Wie gering tatsächlich das Unrechtsbewusstsein ist, zeigen die Zahlen der Mehrfachverstöße. Während 22,8 Prozent der beanstandeten Betriebe eine Verfehlung aufwiesen, kam mit 42,1 Prozent der Löwenanteil sogar auf zwei Verstöße. Spitzenreiter waren jedoch 11,7 Prozent mit gleich mehr als drei Verstößen gefolgt von 23,4 Prozent mit genau drei Verfehlungen.
Die wichtigsten Verstöße in Prozent:
- 44,5 Prozent – FunGames
- 15,3 Prozent – freigeschaltete Geldspielgeräte
- 12,1 Prozent – Infomaterial
- 8,5 Prozent – Spielen ohne Spielerkarte
- 4,8 Prozent – Geldspielgeräte und Wett-Terminals gleichzeitig
- 4,1 Prozent – mehr als zwei Geldspielgeräte
- 3,4 Prozent – anderweitige illegale Glücksspiele
- 3,1 Prozent – keine Aufsicht
- 2,1 Prozent – Wetten ohne Karte
- 2,1 Prozent – Mikrogastronomie
Ursachen liegen in zu strengen Regeln und mangelndem Vollzug
Dem Problem mit illegalen Spielautomaten und FunGames als Ersatz in der Gastronomie liegen vielfältige Ursachen zugrunde. Diese lassen sich grob in zwei Bereiche einteilen, die mangelnde Ahndung von Verstößen sowie in die wohl zu restriktiven Regularien im terrestrischen Glücksspiel. Im ersteren Fall treten oftmals Überlastungen in den Ordnungsämtern der Kommunen zutage, die zu viel zu wenigen Kontrollen führen. Ebenso ist der Wissensstand in Bezug auf Geldspielgeräte, illegale Spielautomaten, FunGames und die dazugehörigen Gesetze unzureichend. Hier plädiert Jürgen Trümper, der Ersteller der Studie, für deutlich mehr Schulungen und einer Erhöhung der Sensibilität für dieses Problem. In Bezug auf die neuen Regularien, die im Zuge des Glücksspielneuregulierungsstaatsvertrags auch im terrestrischen Sektor mit seinen Spielhallen wirksam wurden, benannte er ebenfalls einige Gründe für diese Entwicklung. Zum einen sorgte die Einführung des neuen Standards TR5 für eine deutliche Abnahme der Attraktivität der Slots. Diese führt zu Ausweichbewegungen der Kunden. Eine Korrelation, die sich ebenfalls in den deutschen Online Casinos beobachten lässt. Zum anderen wird als Ursache der gesetzlich verordnete Wegfall des dritten Geldspielgeräts in der Gastronomie benannt, der oftmals durch einen illegalen Spielautomaten oder FunGames ersetzt wird. Motivation ist hier klar, die gewohnten Einnahmen aus dem Glücksspiel auch nach den neuen Richtlinien weiterhin einzustreichen. Hier empfiehlt Trümper einen ganzheitlichen Betrachtungsansatz beim Glücksspiel. Eventuelle Ausweichbewegungen müssen bei der Gesetzgebung berücksichtigt und das legale Glücksspiel in seiner Attraktivität gestärkt werden. In Bezug auf die Online Casinos in Deutschland bleibt zu hoffen, dass die Politik aus den Ergebnissen ihrer zu restriktiven Politik im terrestrischen Sektor die richtigen Schlüsse zieht. Nur dann kann die bislang äußerst holprig verlaufende Transformation zu einem lizenzbasierten Glücksspielmarkt, der die Balance zwischen den Anbietern, Kunden und dem Staat findet, noch zu einer Erfolgsgeschichte werden.
Kunden in den illegalen Spielstätten:
- 93,9 Prozent – Männer
- 6,1 Prozent – Frauen
Um das Problem mit den zunehmenden illegalen Spielautomaten und FunGames zu lösen, schlägt Trümper auch die Schaffung einer Task Force vor. In dieser sollen die Innenministerien, die Ordnungsämter, die Polizei, die Justiz sowie Steuerfahndung und Zoll ihre Kompetenzen einbringen.
Hier finden Sie die komplette Studie „Einblicke in den illegalen Glücksspielmarkt 2021“ als PDF zum Download!
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