Dem bösen Online Glücksspiel auf den Spuren - PixabayVor wenigen Tagen erschien in der Süddeutschen Zeitung ein Artikel zum Online-Glücksspiel in Malta mit dem Titel “Versteckspiel in Malta”, der die angeblich illegalen Machenschaften der Online Casinos aufdecken möchte. Dabei wird in keinster Weise auf die tatsächlich wichtigen Themen, die Spieler betreffen, eingegangen sondern in reißerischer Manier versucht (na gut, wir befinden uns im Sommerloch…), Dinge aufzudecken, die jeder, der in der Branche tätig ist oder sich etwas mit der Situation beschäftigt hat, weiß. Auch die meisten Spieler sind sich der Situation bewusst, vor allem wenn Sie unsere Seite regelmäßig lesen 😉 .

Wobei man auch einfach zur Tagesordnung übergehen könnte, wenn es einen nicht stören würde, dass zuweilen im Sinne der dramatischen Überhöhung Details nicht so genau genommen werden oder wichtige Fakten, die zum Verständnis der gesamten Situation beitragen würden, nicht erwähnt werden.

Online vs offline

Der wichtigste Aspekt des Online-Glückspiels ist der naheliegendste. Das Internet ist nun mal hier und geht nicht mehr weg. Online Casinos haben enorme Vorteile gegenüber den Krawattenkasinos oder der schmuddeligen Zockerbude an der Ecke. Besseres Spieleangebot, bessere Boni und Promotions (ja, meine Damen und Herren, man mag vielleicht im Casino statistisch meistens verlieren, aber online wesentlich weniger und mit mehr Spaß!), besser Service, immer neue Spiele (3D, Live, dauernd neue Erscheinungen, usw.) und die Bequemlichkeit zu Hause am PC oder gleich am Handy ist leicht ersichtlich.

Tatsache ist, dass der deutsche Staat es noch immer nicht geschafft hat (wir schreiben das Jahr 2018…), den Online-Glückspielmarkt in einer sinnvollen Art und Weise zu regulieren. Der Platz hier reicht nicht aus, um die jahrelange Komödie rund um den GlüStV zu beschreiben aber ein Blick nach Italien, UK oder einfach nur ums Eck nach Schleswig-Holstein hätte gereicht um sich inspirieren zu lassen.

Wir können nun natürlich alles verbieten, vom online Zocken bis zum Cannabis (aber dann auch gleich den Alkohol und den vorehelichen Geschlechtsverkehr) aber wohin Prohibition führt wissen alle, die nicht von abstrusen Moralvorstellungen oder der Jagd nach griffigen Schlagzeilen geblendet sind.

Die Spielerschutzkeule

Angeblich wären Spieler bei online Casinos weniger geschützt als bei traditionellen, “land-based” Spielangeboten. Diese im Grund falsche Aussage wird von den Vertretern der geschützten Werkstätten der staatlichen Quasimonopolbetriebe gebetsmühlenartig wiederholt und von nützlichen Idioten nachgebetet. Haben die sich schon mal spätabends in einer Zockerbude an der Ecke herumgetrieben? Oder von gewissen, eleganten Kasinos gehört, die ihren Kunden auch gerne mal Kredit geben, wenn’s mal nicht so läuft? Wo nur Bares Wahres ist? Wo bei minderjährigen Spielern ein Auge zugedrückt wird? Wie viele Lottoscheine können Sie eigentlich am Tag kaufen? Und wie viel Geld wird von den staatlichen Unternehmen in Werbung gesteckt? Fragen über Fragen, die die Süddeutsche Zeitung nicht mal tangieren.  Lesen wir in dem Artikel eigentlich eine Werbeeinschaltung für Lotto Bremen oder die Spielbank Bayern?

Genau darin liegt eine Gefahr: Online-Kasinos sind durchgehend geöffnet, kaum ein Anbieter interessiert sich für den Spielerschutz, binnen kurzer Zeit lassen sich mehrere Tausend Euro verspielen. Die Regulierungsbehörde Malta Gaming Authority überwacht diese Angebote zwar, allerdings unzureichend. (Zitat: Südddeutsche)

Eine starke Tatsachenbehauptung, haben die Autoren vielleicht Beweise und Quellen zu dieser Aussage? Online Casinos in Malta haben strikte Vorgaben bezüglich Sperren von Spielern mit Suchtpotential bzw. Anzeichen von Spielersucht. Durch Identitätschecks (Kreditkarte, Pass, Wohnsitzbestätigung) ist schon mal das gesetzlich erlaubte Alter garantiert. Tägliche, wöchentliche bzw. Monatsmaximallimtis für Spieler müssen respektiert werden sonst ist die Lizenz weg. Wenn dazu auch noch ein zentraler Server mit Spielerregister kommt (Italien, Schleswig-Holstein’s Safe System) ist der Spielerschutz hundertmal besser garantiert als das Kasinos und Spielhallen je tun können oder wollten.

Legal, illegal, scheißegal

Im selben Artikel sind “Online-Casinos” in Deutschland “eigentlich illegal” und dann später sind “Online-Kasinos” doch wieder “grundsätzlich illegal”. Bedeutet das, wenn man diese mit “C” schreibt sind diese eigentlich legal während mit “K” geschrieben total illegal?

Mehr muss man dazu eigentlich nicht mehr sagen, außer dass sich die deutsche Rechtsprechung nach wie vor über EU Recht hinwegsetzt und wir uns in einer lächerlichen Grauzone befinden, die aber von den Entscheidungsträgern in Deutschland anscheinend so gewollt ist.

Nick Knatterton um Nick Knatterton’s Willen

Die Süddeutsche Zeitung hat noch eine unfassbare Sensation ausgegraben. Es gibt online Casinos, die ganz böse sind, “denn einige Spiele werden in Deutschland programmiert!” Und diese sind tatsächlich auch für deutsche Spieler erreichbar. Deutsche Spieler, die in Deutschland wohnen und nicht vielleicht in Österreich oder Finnland. Oder doch isländische Staatsbürger, die in Deutschland wohnen? Schon schwierig, das Internet.

Dabei wird vor allem eine gewisse, ganz, ganz böse Rabbit Entertainment (Lapalingo Casino) hervorgehoben. Diese soll in einer Verbindung zur Lionline (Löwen Play Unternehmen) stehen, da es zwischen Lionline und Rabbit Mitarbeitern Linkedin-Profil Verbindungen gibt.

Das ist so als würde man die Linkedin-Profile von Penny Mitarbeitern durchforsten um zu beweisen, dass einige vorher bei Aldi gearbeitet haben oder umgekehrt und damit Rewe zu Aldi gehört. Was soll das bedeuten? Angestellte gehen in jeder Industrie von einer Firma zu einer anderen.

Aber auch wenn es tatsächlich Verbindungen gäbe, wer würde denn Lionline verbieten, seine eigenen und die Spiele anderer mit einer Europäischen Lizenz in Europa anzubieten? Noch dazu da dies definitiv nicht illegal ist und von uns mal so geschätzte 1.000+ online Casinos von Malta aus operieren.

Weiters beweisen die Autoren auch Unwissenheit, wie Online Casinos arbeiten. Oft sind große, und personalintensive Teile der Firmenfunktionen ausgelagert, zum Beispiel Kundendienst, Zahlungsabwicklung, Technologie oder die Buchhaltung. Viele Online Casinos machen nur das Marketing “in-house”, also können locker tausende Kunden von wenigen Angestellten verwaltet werden.

Das Firmengeflecht hinter Lapalingo enthält weitere Ungereimtheiten. Der offizielle Eigentümer des Kasinos residiert in einem unscheinbaren Reihenhaus am Hafen von Gżira. Auf den Briefkasten hat jemand einen Zettel geklebt, wonach gleich drei Firmen diese Adresse nutzen: Neben einer Rabbit Entertainment auch eine Rabbit Bettertainment und eine United Remote. (Zitat: Südddeutsche)

Wer das schreibt, war noch nie in Malta. Dort schauen die meisten Bürohäuser so aus und vier Stockwerke sind in Malta bereits ein Skyscraper. Optiker und Restaurant sind auch noch drin, also eigentlich ein total normales Bürogebäude in Malta.

Rabbit Entertainment Malta

Aber man ist selbst wohl andere Gebäudedimensionen gewöhnt

Immer die alte Leier von angeblicher Geldwäsche

Wenn deutsche oder österreichische (Novomatic) Glückspielunternehmen im Weltmarkt aktiv sein wollen, dann können diese ihre Casinos oder Spiele nur von Malta oder Gibraltar aus anbieten. Sonst gibt es nämlich keine verfügbaren europäischen Glücksspiellizenzen. Glauben die Autoren wirklich, dass Merkur-Gauselmann oder Novomatic-Graf wegen ein paar Prozenten an Steuerersparnis in Malta Ihre land-basierten Umsätze zu Hause riskieren würden?

Warum kapiert keiner was Sache ist?

Wenn man sich drüber einig ist, dass das Online-Glückspiel eine Unterhaltung für Menschen ist und nicht verboten werden kann und soll dann gibt es nur eine Lösung. Ein sinnvolles, gesetzliches Umfeld für Spieler und Betreiber, das die Best-Practises anderer Länder, wie erwähnt Italian oder SH, in Betracht zieht. Und keine staatlichen Monopole, sondern freier Wettbewerb und der Staat kassiert Steuern und kontrolliert.

Artikel wie jener der SZ, strotzen vor Unwissenheit und mangelhafter Recherche und sind nur ein tendenziöser Versuch, Empörung zu generieren. Damit ist keinem geholfen, am wenigsten den Spielern.

Wie hilfreich war dieser Beitrag?

Klicke auf die Sterne um zu bewerten!

Durchschnittliche Bewertung 0 / 5. Anzahl Bewertungen: 0

Bisher keine Bewertungen! Sei der Erste, der diesen Beitrag bewertet.