Der Verein Spielerhilfe hat sich im Rahmen einer Pressekonferenz am 24. Februar 2023 zum aufgerollten Thema Verstöße des Glücksspiel- und Automatenherstellers Amatic Industries öffentlich geäußert. Interessante Fakten lieferte Pressesprecher Christoph Holubar vorab und berichtet beispielsweise, dass mit 27,2 Prozent über ein Viertel aller Automatenspieler in Österreich Spielsucht-Probleme haben. Die Vereinigung beruft sich auf Quellen wie der ISD Hamburg, die 2019 im Rahmen einer repräsentativen Umfrage auf rund 90.000 Spielsüchtige im Alpenstaat gekommen ist. Das Kernthema im Presseclub Concordia in Wien war jedoch das Unternehmen Amatic. Gegen dessen Vergehen will der Spielerhilfe-Verein mit vereinten Kräften vorgehen und fordert harte Bandagen, um den Spielerschutz zu stärken und Verstöße streng zu ahnden. Dabei geht es auch um illegale Online Casinos mit Amanet Spielen.
Ein Blick auf das Rahmenprogramm der Spielerhilfe Pressekonferenz
Christoph Holubar nimmt kein Blatt vor den Mund und hat die Fehler von Amatic Industries schonungslos aufgedeckt und dabei weiter ausgeholt als im Artikel zur Ankündigung der Spielhilfe-Pressekonferenz zunächst angenommen. Im Verlauf der Konferenz stellte der Referent 59 Anzeigen heraus, die sich gegen Branchenteilnehmer aus dem Bereich des Glücksspiels richten. Los geht es bereits mit einem Denkanstoß, was fortlaufende Zertifikate für ausgezeichneten Spielerschutz betrifft. Die Spielerhilfe spricht hierbei von „Greenwashing“, denn der Schutz von Spielern ist gesetzlich vorgegeben. Und nach Ansicht des Vereins ist das Schutzniveau teilweise kaum vorhanden, nicht ohne Grund haben über ein Viertel aller österreichischen Spieler in Automatensalons mit Suchtproblemen zu kämpfen.
Ein wichtiger Player am Markt in Österreich ist Amatic. Das Unternehmen betreibt über verschiedene Unternehmen im Ganzen terrestrisches Automatenglücksspiel. Konkret hält der Geldspielgerätehersteller über ein verschachteltes Firmenkonstrukt drei Landeskonzessionen für drei Bundesländer und bietet in Spielstätten unter den Marken MySino, Panther Gaming und Play & Win Automaten mit Echtgeldeinsatzmöglichkeiten an. An den 34 Standorten sind jeweils zwischen 10 und 50 Spielgeräte installiert. Jeder Automat bietet einen höchstmöglichen Einsatz von bis zu 10 Euro pro Spin an, wobei die maximal möglichen Gewinnauszahlungen bei 10.000 Euro liegen.
Ein Kommentar vom Sprecher Spielerschutz-Verein Spielerhilfe Christoph Holubar: „Wir müssen uns diesem Umstand gesellschaftlich endlich völlig bewusst werden. Dass Spielsüchtige nicht mehr weiter stigmatisiert werden sollen und dürfen. Vielmehr muss der Gesetzgeber endlich den notwendigen politischen Willen aufbringen einen wirklich effizienten Spielerschutz gesetzlich zu beschließen.“
Die Spielerhilfe berichtet von massiven Amatic Verstößen gegen geltende Spielerschutzbestimmungen
Verstoß gegen das Nichtraucherschutzgesetz in Österreich. In der Pressekonferenz wird vor allem darauf hingewiesen, dass ein Wirt neben den Automatensalons von Amatic mit rückläufigen Umsätzen leben muss, weil Rauchen verboten ist und nebenan in der Spielo quillen die Aschenbecher über. In jedem Fall haben im Rahmen von Mystery-Shopping-Vorgängen 2022 und 2023 Spielerhilfe-Kontrolleure in MySino, Panther Casino und anderen Spielstätten der Amatic zahlreiche Verstöße festgestellt und diese nun offiziell zur Anzeige gebracht, nachdem der Glücksspielanbieter sich nicht gesprächsbereit gezeigt hat.
Auch der Ausschank und die Bewirtung werden angemahnt, da diese Verstöße gegen die Gewerbeordnung darstellen. Eine entsprechende Gewerbelizenz ist nicht in allen Regionen vorhanden. Beim Spielerschutz stellt der Spielerschutz-Verein die Qualität der Sperrmöglichkeiten in Frage. Zumal diese nur durch den Spieler selbst erfolgen darf. Es gibt lediglich drei Optionen zur Selbstsperre:
- 1 Monate sperren lassen
- 3 Monate sperren lassen
- Sperre auf unbestimmte Zeit
Eine Selbstsperre auf unbestimmte Zeit klingt zunächst nach ernsthaftem Spielerschutz. Das ist jedoch nicht der Fall, denn diese Sperre kann praktisch jeden Tag annulliert werden. Durch Beispiele aus dem Geschäftsbetrieb zweifelt der Verein-Spielerhilfe an der Sinnhaftigkeit der Sperrmöglichkeiten. Ein damit einhergehendes Problem ist ein funktionierendes Zutrittskontrollsystem. Ausweise sind zu erfassen, um gesperrten Spielern den Zugang zu verweigern und Jugendschutz zu gewährleisten.
Abgesehen von diesen Verstößen führt die spielerhilfe.at folgende Themen auf und bringt diese lückenlos gegen drei Unternehmen aus dem verzweigten Netzwerk des Glücksspielbetreibers zur Anzeige:
(Bildquelle: spielerhilfe.at)
Durch eine verschachtelte Unternehmensform versucht das Glücksspielunternehmen für Österreich nicht immer eindeutig legale Geschäfte zu trennen. Am Ende steht jedoch immer die Amatic Entertainment AG dahinter. Auf der Abbildung hat der Spielerhilfe-Verein die Firmenstruktur im Rahmen der Pressekonferenz zu den untragbaren Spielerschutz-Verstößen vom 24.02.2023 aufgeschlüsselt.
Bei der Amatic Entertainment AG mangelt es an: | Die Amatic Industries GmbH verstößt gegen: | Verstöße und Mängel der PG Enterprise AG: |
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Die Vorwürfe wiegen schwer und bedrohen als Ganzes die Existenz als bewilligter Glücksspielanbieter in Österreich. Die Spielerhilfe hat nun durch umfassende Anzeigen gegen das Unternehmen den Druck auf die Aufsichtsbehörden erhöht, den Verfehlungen nachzugehen.
Zugangskontrollen funktionieren nicht
Amatic nutzt keine biometrischen Zutrittskontrollsysteme, die per Fingerabdruck oder Geschichtserkennung die Identität nachweisen. Über eine einfache Spielerkarte gelangt der Gast in die Spielstätte und diese lässt sich einfach tauschen. So können gesperrte Spieler, Minderjährige und auch Spieler, deren Guthaben aufgebraucht ist, weiterspielen. Spielerschutz ist somit kaum vorhanden. Erst recht nicht, wenn wie durch Christoph Holubar auf der Konferenz erklärt, ein Amatic Filialleiter ihm gegenüber betont hat, dass 90 Prozent seiner Gäste Stammkunden sind. Wie schon eingangs dargelegt leiden über 27 Prozent aller Spieler in Automaten Spielsalons an Suchtproblemen.
Unter dieser Maßgabe scheinen die Filialen von Panther Gaming und Co einen äußerst hilfsbedürftigen Kundenkreis anzulocken, was einen verantwortungsbewussten Umgang mit Spielerschutzbestimmungen voraussetzen sollte. Beim Check-in ist den Kontrolleuren aufgefallen, dass es genügt, wenn der Spielkarteninhaber die Spielhalle betritt, denn damit wird die Karte 24 Stunden aktiv. In der Folge kann diese weitergegeben werden, da keine Kontrolle beim Einlass mehr erfolgt. Stichprobenartig wurde zudem festgestellt, dass selbst nicht immer nach dem Ausweis gefragt wird.
Bei den Mystery-Shopping-Vorgängen der Spielerhilfe haben alle Kartentauchversuche ohne Zwischenfälle funktioniert. Ein klarer Verstoß gegen Spielerschutzbestimmungen. Zu Testzwecken haben die Spielerschützer sich selber sperren lassen und mit abgewandeltem Namen versucht, eine neue Spielerkarte zu erhalten. Dabei wurden massive Mängel bei Spielerkontrollen festgestellt und eine neue Ausstellung war ohne Umstände möglich.
(Bildquelle: spielerhilfe.at)
Christoph Holubar vom Spielerhilfe-Verein hat sich mit zwei Identitäten Zugang zu Amatic Casinos in Österreich verschafft. Am Tag der Ausstellung der zweiten Spielerkarte hat das Spielen um echtes Geld problemlos funktioniert. Angesprochen auf diesen Verstoß hat Amatic darauf hingewiesen, dass eine manuelle Prüfung am nächsten Tag stattfindet und entsprechend eine Sperrung der zweiten Karte erfolgt ist.
Wie auf der Abbildung zu erkennen, hat sich das bekannteste Gesicht des Spielerhilfe-Vereins sperren lassen und mit neuen Namen wieder Zutritt verschafft. Hierzu merkt Christoph Holubar an: „Das sagt schon sehr viel darüber aus, in welchem katastrophalen Zustand die Zutrittskontrollen hier fehlschlagen und wie der Spielerschutz eben daraufhin nicht gegeben ist.“
Wer kontrolliert eigentlich die Kontrolleure dieser Behörden?
Bei derart offensichtlichen Verstößen im Rahmen der Mystery-Shopping-Tests stellt sich die Frage: Wo sind eigentlich die Aufsichtsbehörden in diesen Fällen? Nach Aussagen des bekanntesten Spielerschützers Österreichs geht es bei staatlichen Kontrollen in erster Linie um fiskalische Themen. Die Abfuhr von Steuern aus dem Spielautomatenbetrieb sowie die Geldwäsche. Klebt ein sichtbarer Aufkleber an der Eingangstür, dass die Spiellokalität erst ab 18 Jahren zugänglich ist und auch Abkühlphasen der Automaten, die nach 2 Stunden Betriebszeit gesetzlich vorgeschrieben sind, werden geprüft.
Konkrete Kontrollen im Hinblick auf den Spielerschutz gibt es jedoch nicht. Den Behörden geht es vor allem ums Geld, um die Steuern. Der Mensch, der süchtig an den Slots Euro um Euro verspielt, ist sekundär. Die behördlichen Kontrollen haben diesen Mechanismus schlichtweg nicht im Blickfeld. Mit einer umfassenden Anzeigenserie an die obersten Instanzen im Land will der Spielerhilfe-Verein nun maximalen Druck auf die offensichtlichen Verstöße ausüben, um dem mangelnden Spielerschutz entgegenzuwirken.
KO-Kriterium für legales Glücksspiel in Österreich durch Amatic Online Casinos
Als lizenzierter Betreiber von Glücksspielen in Österreich muss sich Amatic Industries an seine Auflagen halten, bei Zuwiderhandlung drohen Bußgelder und Lizenzentzug. Wie hinlänglich bekannt ist, ist win2day das einzig zugelassene und legale Online Casino in Österreich. Alle anderen Online-Glücksspiel-Anbieter operieren in Österreich ohne Lizenz und sind entsprechend nicht erlaubt. Amatic bieten jedoch auch über Online Casinos, die beispielsweise mit einer Lizenz der Malta Gaming Authority agieren, seine Echtgeldslots für Österreicher an.
Damit ist Amatic Teil vom illegalen Online-Glücksspiel in Österreich. Im Test war es möglich, beispielsweise bei einem Casino mit einer IP-Adresse auf Österreich und personenbezogenen Daten einer österreichischen Person ein Spielkonto zu eröffnen und Geld einzuzahlen. Danach waren die Amatic Spiele online spielbar. Damit können diese in einem „verbotenen Land“ gespielt werden, wobei in der Beschreibung des Spielangebots damit geworben wird, dass die aus Spielotheken bekannten stationären Automatenspiele im Online Casinos jederzeit verfügbar sein. Nach Angaben des Spielerhilfe-Vereins laufen die Slots über einen amatic.com Server und damit beteiligt sich das Unternehmen wissentlich am virtuellen Schwarzmarkt als konzessionierter Anbieter für das terrestrische Automatenglücksspiel.
Über ein Jahr lang wurde Amatic Industries Zeit gegeben, um die Baustellen zu schließen. Ein Jahr später sind die Verfehlungen noch gravierender. In der Konsequenz bringt die Spielerhilfe jetzt 24 Verstöße zur Anzeige gegen die Unternehmen C PG Enterprise AG und Amatic Entertainment AG wegen Nichteinhaltung des Tabak- und Nichtraucherinnen- bzw. Nichtraucherschutzgesetzes (TNRSG). Des Weiteren betreiben die Unternehmen gastronomische Dienstleistungen, ohne dabei ein Gewerbe angemeldet zu haben. Nach Meinung der Spielerschutzhilfe handelt es sich hierbei um eine Umgehung, auch in Bezug auf das Nichtrauchen. Entsprechend folgen 32 Anzeigen gegen die beiden Unternehmen.
Auf der Abbildung das abschließende Statement von Christoph Holubar (Bildquelle: spielerhilfe.at).
Nachfolgend die Stellungnahme von Amatic Industries: Offen bleibt aus Sicht der Amatic die Frage der Zweckhaftigkeit derartiger Besuche, welche offensichtlich ausschließlich dazu dienen, einzelne Glücksspielanbieter zu diskreditieren und gegebenenfalls Mitarbeiter in ein schlechtes Licht zu rücken und deren Arbeitsplatz zu gefährden, sollten hier Verfehlungen aufgedeckt werden.“
Abschließend erklärt Christoph Holubar: „Und letztlich sind wir der Meinung, dass aufgrund der zahlreichen Themen, die wir erhoben und erfasst haben mit diesen Mystery-Shopping-Vorgängen, dass die Konzessionsbehörden der Bundesländer, die Zuverlässigkeit der Amatic im Hinblick auf ihre Glücksspiellizenzen prüfen sollen. Das kann so weit führen, dass es bis zu einem Entzug der derzeit aufrechten Glücksspiellizenzen kommen könnte. Da muss ich aber dazu sagen, das ist nicht unsere Absicht. Wir sagen einfach, ein lizenzierter Glücksspielbetreiber muss sich einfach an Regeln halten und das tut die Amatic eben nicht.“
Der Spielerhilfe-Verein hat bereits weitere Pressekonferenzen für 2023 angekündigt. Die Nächste soll sich mit Casinos Austria beschäftigen, die bereits vor Jahren im Fokus standen (siehe Artikel), aber auch weitere Glücksspielbetreiber werden vermutlich überprüft werden.
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