Um auch nur den Hauch des Verdachts wegzuwischen, dass die österreichische Politik in der Vergangenheit in Klüngeleien mit der heimischen Glücksspielindustrie verwickelt sein könnte, fährt das Finanzministerium schwere Geschütze auf. Die angedachte Glücksspielreform für Österreich mit Netzsperren sowie Einschränkungen bei der Glücksspielwerbung sowie beim Automatenspiel bringen versetzt jedoch vor allem die Sportvereine des Landes in Existenzangst. Kein Wunder, ist doch gerade die Branche aus Buchmachern und Online Casinos eine der wichtigsten Geldquelle über das Sponsoring. Sollte dieses aufgrund der Netzsperren und damit dem Ausschluss der seriösen Anbieter aus der EU wegfallen, wäre dies eine Katastrophe für den gesamten Sport.
Die Sportvereine in Österreich halten wenig von der geplanten Glücksspielreform
Seitdem der Skandal um das Ibiza-Video, Novomatic und CASAG nun auch nach der FPÖ auch die ÖVP erreicht hat, wollen sich Gernot Blümel und das Finanzministerium als harte Hunde in der Öffentlichkeit darstellen. Anstatt jedoch die Lehren aus den zahlreichen Skandalen der letzten Jahrzehnte mit Verbindungen zu Politik und heimischer Glücksspielindustrie zu ziehen, soll sich grundlegend allerdings nur wenig ändern. Zwar wird eine unabhängige Glücksspielbehörde schon im nächsten Jahr ihre Arbeit aufnehmen, doch an den Monopolen wird nicht gerüttelt. Die CASAG soll weiterhin als einziges Unternehmen ein Online Casino nach österreichischem Recht betreiben dürfen und mit Netzsperren oder anderweitigen technischen Lösungen werden andere privaten Anbieter aus der EU ausgesperrt. Hier sei angemerkt, dass dieses Monopol in der Vergangenheit einmal damit begründet wurde, dass der Staat als Eigentümer der Casinos Austria den Spielerschutz am besten gewährleisten können. Nun ist jedoch die CASAG seit geraumer Zeit gar kein staatliches Unternehmen mehr, sondern befindet sich mehrheitlich im Besitz der tschechischen Sazka Gruppe. Ein Unternehmen, dass noch in der Vergangenheit kurzzeitig mit Bentano nach österreichischem Recht eine illegales Online Casino im Land anbot, obwohl es zu dem Zeitpunkt schon Anteilseigner der CASAG war. Zwar wurde den österreichischen Kunden später der Zugang verwehrt, doch genau dieses private Unternehmen soll weiter ein Monopol betreiben dürfen, während andere EU-Anbieter ausgesperrt werden. Dass zudem die Tochter der CASAG, der Spielautomatenhersteller Rabcat, seine Slots an gerade die ausländischen Betreiber liefert, die in Österreich als illegal betrachtet werden, ist nur eine weitere absurde Nebengeschichte.
Genau diese krampfhafte Aufrechterhaltung des Monopols der CASAG bei den Online Casinos bei der geplanten Glücksspielreform in Österreich stößt auch viele Sportvereine auf. Die ist nicht verwunderlich, schließlich fließen jedes Jahr im Schnitt rund 100 Millionen Euro von den Buchmacher und Online Casinos mit Lizenz eines EU-Landes in den österreichischen Sport. Hierbei erhalten nicht nur die erste und zweite Bundesliga große Summen, sondern ebenso Fußballvereine oder Clubs aus den Bereichen Basketball oder Eishockey. Bei den beiden Bundesligen löst beispielsweise die Novomatic-Tochter Admiral jetzt nach sieben Jahren Tipico ab. Bei den Fußballvereinen wiederum treten Geldgeber wie Gauselmann beispielsweise beim SCR Cashpoint Altach sogar seit 16 Jahren direkt im Vereinsnamen auf. Im Basketball oder beim Eishockey prangt das deutsche Unternehmen bet-at-home prominent mit eigenem Namen sogar in der Bezeichnung für die gesamte Liga. Selbst der österreichische Skisport hat mit Interwetten einen namhaften ausländischen Buchmacher und Online Casino Betreiber als Partner. Vor diesem Hintergrund ist es kein Wunder, dass bei den Sportvereinen und Verbänden durch die geplante Glücksspielreform in Österreich mit Netzsperren die Angst umgeht. Rund 100 Millionen Euro Sponsorengelder lassen sich kaum komplett durch andere Branchen adäquat ersetzen, vor allem nach dem gravierenden wirtschaftlichen Einschnitt durch die Coronapandemie. Beim Basketball beispielsweise steuert bet-at-home die Hälfte des gesamten Sponsorings bei. Sollte die Politik hier wirklich ihren Plan realisieren, geboren aus einem Skandal um heimische Glücksspielunternehmen, müssten viele Vereine und Verbände ihren Gürtel deutlich enger schnallen, was zu verminderter internationaler Wettbewerbsfähigkeit führen würde.
Mit der geplanten Glücksspielreform in Österreich würden nicht nur rund 100 Millionen Euro Sponsorengelder für die Verbände und Sportvereine im Profibereich wegfallen. Ebenfalls würde der Staat 123 Millionen Euro an Steuergeldern verlieren, die ebenfalls dem Sport nicht mehr zur Verfügung stehen würden. Um diesen enormen Einschnitt zu verdeutlichen, reicht allein der Blick auf die Zahl, die Vereine in der Alpenrepublik über die Sportförderung erhalten. Gerade einmal 33,5 Millionen flossen von der Bundes-Sport-GmbH sowie weitere 7,4 Millionen Euro aus der Förderung für Spitzenathleten.
Nur die CASAG sieht natürlich ihr Monopol positiv
Während die Sportvereine kein gutes Haar an den Plänen zu Netzsperren in der kommenden Glücksspielreform in Österreich lassen, preist die CASAG selbstverständlich ihr eigenes Monopol über den Klee. Vor allem der eigene Spielerschutz wäre über alle Maßen erhaben, obwohl es in der Vergangenheit genau hieran immer wieder Kritik gab und zudem die eigene Glücksspielwerbung laut Gutachten viel zu animierend daherkommt. Gegenüber dem Magazin Sportbusiness verteidigte Patrick Minar, der Leiter Corporate Communications bei der Casinos Austria AG, im Interview sogar das Monopol mit einem Blick auf andere EU-Länder. Obwohl sich alle Fragen um Online Casinos drehen, ist in der ersten Frage leider nur unpräzise von einem Monopolsystem in Österreich die Rede. Dies ermöglicht Patrick Minar dem Leser jede Menge Sand in die Augen zu streuen, in dem er darauf verweist, dass andere Länder ebenfalls solche Systeme haben. Hierbei nennt er insgesamt fünf, wovon jedoch mittlerweile bis auf Finnland kein anderer Staat mehr an einem Monopol für Online Casinos festhalten will. Deutschland sowie die Niederlande geben noch dieses Jahr ihre Monopole für virtuelle Spielhallen auf und schaffen ein Lizenzsystem wie viele andere Länder in der EU dieses bereits besitzen. Schweden sowie die Schweiz kennen bereits jetzt schon kein solches Monopol mehr auf Spielautomaten und Live Casino Spiele im Internet mehr. Wenn es in all diesen Staaten überhaupt noch ein Monopol in Sachen Glücksspiel bis Ende des Jahres geben wird, dann ist dies beim Lotto, doch darum es mit keinem Wort im Interview.
Dass der Vertreter der CASAG natürlich wenig Interesse an einem Ende des eigenen Online Casino Monopols hat und Netzsperren begrüßt, ist wenig verwunderlich. Würde diese doch einige Kunden auf die eigene Plattform locken. Das hierbei jedoch als Kollateralschaden die Sportvereine in Österreich durch die geplante Glücksspielreform an den Rand der Existenz gebracht würden, ist dem Unternehmen anscheinend egal. Dies, obwohl sich die CASAG doch bei jeder passenden Gelegenheit als deren großer Unterstützer präsentiert. Doch nicht nur die Sportvereine und das Staatssäckel würden auf Kosten des Monopols der CASAG unter der geplanten Glücksspielreform in Österreich zu leiden haben, auch viele Kunden selbst würden in den Schwarzmarkt gedrängt. Deutschland, Finnland und Österreich selbst haben über Jahre gezeigt, dass Kunden eine breitgefächertes Angebot an Spielautomaten, Sportwetten und Live Dealer Games wünschen. Soll hierbei der Spielerschutz möglichst für alle recht hoch sein, führt kein Weg an einem offenen Lizenzsystem nach qualitativen Kriterien vorbei. Dies haben beispielsweise Deutschland, Schweden, die Niederlande oder Dänemark längst erkannt. Während gerade letzterem Land es gelungen ist, 90 Prozent der Kunden aus dem Schwarzmarkt in den legalen Bereich zu kanalisieren, schafft die CASAG mit ihrem Monopol bislang gerade einmal 30 Prozent. Diese Zahlen legte Martin Beranek, der General Manager Germany/Switzerland/Austria bei der Kindred Group, in einem weiteren interessanten Artikel auf Sportbusiness dar. An dieser miesen Quote werden auch die Netzsperren nicht viel ändern, da Kunden nun einmal ein großes Angebot wollen, aus dem sie selbst den für sie selbst besten Online Casino Betreiber wählen können.
Schon jetzt lässt sich absehen, dass mit Netzsperren die geplante Glücksspielreform in Österreich bis auf die CASAG als großen Gewinner mit Sportvereinen, ausländischen Anbietern und den Kunden nur Verlierer hervorbringen wird. Was die gesamte Glücksspielbranche bis heute ärgert, dass es die österreichische Politik und das Finanzministerium um den angeschlagenen Gernot Blümel nicht einmal für nötig hielt, mit dieser in Kontakt zu treten. Dabei zeigen viele Länder wie Dänemark eindrucksvoll, dass ein offener Dialog mit der Branche und ein Online Casino Lizenzsystem die beste Balance zwischen Spielerschutz, Kanalisierung und Steuereinnahmen bietet.
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